ISS-Nachfolger Starlab Esa, Airbus und Voyager Space wollen bei neuer Raumstation zusammenarbeiten
Düsseldorf · Die Europäische Weltraumorganisation Esa, der europäische Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Airbus und das US-Unternehmen Voyager Space wollen bei der kommerziellen Raumstation Starlab kooperieren. Eine Absichtserklärung wurde nun von allen drei Partnern unterschrieben. Start soll 2028 sein.
Während des Weltraum-Gipfels in Sevilla am Montag und Dienstag kursierten bereits die Gerüchte, nun ist es offiziell: Esa, Airbus und Voyager Space haben ein sogenanntes „Memorandum of Understanding“, also eine Absichtserklärung, unter schrieben. Dabei geht um die zukünftige Zusammenarbeit bei„Infrastruktur und Missionen“ im niedrigen Erdorbit – nach dem Ende der Internationalen Raumstation ISS im Jahr 2030.
Basis dafür soll das „Starlab“ sein, das 2028 ins All starten und ab 2029 einsatzbereit sein soll. Und das wird entwickelt, gebaut und betrieben von dem Joint Venture „Starlab Space“. Dahinter stehen Voyager Space und Airbus. Bereits im Januar hatten beide Firmen die Zusammenarbeit verkündet und im August die Gründung des Joint Ventures bekannt gegeben. Mit Standorten in den USA und Europa. Unklar ist indes, welche Rolle genau die Esa übernehmen wird. Aber die Ankündigung der Weltraumorganisation in Sevilla, bis 2028 mit privaten Unternehmen einen kleinen Raumtransporter zu bauen, erscheint da in einem ganz anderen Licht. Das Ziel könnte nicht nur die ISS sein, sondern auch Starlab. Und die Idee, aus dem Transporter später ein bemanntes Raumschiff zu machen, könnte so an Fahrt gewinnen.
Unter anderem heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Presseerklärung, dass man mit der Zusammenarbeit die Möglichkeiten für einen kontinuierlichen Zugang zum Weltraum erkunden wolle. Vor allem in der Zeit nach der ISS. Und das heißt: Zugang zum Starlab für Astronauten der Esa und ihren Mitgliedsstaaten, Beteiligung an Forschungsmissionen und Möglichkeiten für zukünftige unbemannte sowie bemannte Missionen von europäischen Raumfahrt-Dienstleistern. Auf Namen hat man bewusst verzichtet, weil es seit Sevilla das neue Ziel der Esa ist, private Unternehmen und Start-ups zu gewinnen, die Raketen und Raumschiffe bauen. Und „wir freuen uns darauf, eng mit den Starlab-Teams in Europa und in den USA zusammenzuarbeiten“, sagt Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher.
Voyager Space arbeitet seit einiger Zeit an einem Nachfolger für die ISS. Schließlich ist es das Ziel der US-Weltraumbehörde Nasa, dass kommerzielle Stationen sie nach 2030 ersetzen. Deren Dienste würde man dann buchen. Darum hatte die Nasa vor fast zwei Jahren über das Raumfahrt erfahrene Partner-Unternehmen Nanoracks 160 Millionen Dollar in das Starlab-Projekt investiert. Allerdings hatten auch Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos und das Rüstungsunternehmen Northrop Grumman Fördergelder erhalten. Beide scheinen indes ihre Pläne wieder aufgeben zu haben. Tatsächlich hatte Northrop Grumman erst im Oktober verkündet, sich ebenfalls an Starlab zu beteiligen und auf einen Großteil der Nasa-Mittel zu verzichten.
Damit scheint sich die Zahl der ernsthaften Betreiber von kommerziellen Raumstationen zu reduzieren. Weiter im Rennen ist indes das US-Unternehmen Axiom Space. Das möchte eigene Module entwickeln, die zunächst an die ISS angekoppelt werden. Mit Dragon-Kapseln von SpaceX wurden bereits zwei bemannte Flüge zur Internationale Raumstation absolviert. Anfangs nächsten Jahres soll der schwedische Esa-Astronaut Marcus Wandt an der dritten Axiom-Mission teilnehmen. Zudem entwickelt Axiom die Raumanzüge für die geplanten Artemis-Mondmissionen.
Voyager Space selbst wurde 2019 gegründet und möchte nach eigenen Angaben die Tradition der ISS fortsetzen. Allerdings mit kommerziellen Zielen. Man wolle eine Infrastruktur im Erdorbit aufbauen. Für Forschung, aber auch für Produktion und Tourismus. Unter anderem arbeitet man bereits mit der Hotelkette Hilton zusammen. Zusätzlich fördert man Weltraum-Projekte von US-Schülern, um Kinder und Jugendliche für Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Mathematik zu begeistern.