Astrophysik Indiz für Parallel-Universen entdeckt

(RP). Der Gedanke ist nicht neu. Und er ist nicht nur bei Schriftstellern ein beliebtes Thema, sondern auch in der theoretischen Astrophysik und der Kosmologie: Paralleluniversen, die neben unseren existieren – und in dem unser Leben vielleicht einen völlig anderen Gang genommen hat.

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Schwarze Löcher, ferne Galaxien, explodierende Sonnen

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(RP). Der Gedanke ist nicht neu. Und er ist nicht nur bei Schriftstellern ein beliebtes Thema, sondern auch in der theoretischen Astrophysik und der Kosmologie: Paralleluniversen, die neben unseren existieren — und in dem unser Leben vielleicht einen völlig anderen Gang genommen hat.

Bislang war das aber nicht mehr als eine Theorie. Der Astronom Stephen Feeney von der Universität London will nun aber ein Indiz gefunden haben, dass diese Überlegung mehr als nur ein Gedankenspiel ist: In der kosmischen Hintergrundstrahlung, dem Echo des Urknalls, hat er vier kreisförmige Muster entdeckt. Und die haben er und sein Team als "kosmische Beulen" identifiziert. Stellen also, an denen Paralleluniversen an unser Universum "gestoßen" sind.

Eine Entdeckung, mit der er eine kontroverse Diskussion angestoßen hat. Denn viele Fachleute sehen in seinem Ergebnis eine statistische Schwankung in der großen Datenmenge, die bei der Messung der Hintergrundstrahlung angefallen ist — in die man alles interpretieren könnte.

Feeney gibt zu, dass sich bei seinen Ergebnissen nur um Indizien handelt. Doch "wenn sich die Annahme durch zukünftige Messungen bestätigt, dann erhalten wir Einsicht nicht nur in unser Universum, sondern in eine Vielzahl von Universen".

Theorien, wie sie entstanden sein könnten, gibt es bereits einige. So könnte hinter dem Urknall, der Geburtsstunde unseres Universums, eine sogenannte Vakuumschwankung stehen: Teilchen, die aus dem Nichts entstehen, um sofort wieder zu verschwinden. Solche Fluktuationen könnten mehrmals stattgefunden haben — und jedes Mal entstand dabei ein Universum.

Oder aber nach dem Urknall entstand nicht nur eins, sondern entstanden viele Universen — quasi direkt nebeneinander.

Das Bestechende an der Vorstellung: Es löst ein Problem der Astrophysiker. Denn unser Universum ist genau darauf abgestimmt, dass Leben existieren kann. Nur eine leichte Variation der Ausgangsbedingungen würde Leben unmöglich machen. Bestes Beispiel dafür ist die Feinabstimmung zwischen der Expansion des Universums und der Schwerkraft, die diese Expansion bremst. Wäre das Universum nur etwas leichter, hätten sich niemals Galaxien, Sterne oder Planeten und damit Leben bilden können. Das Universum wäre einfach zu schnell expandiert. Andererseits wäre es längst in sich zusammengefallen, wenn es nur etwas schwerer und die Gravitation damit etwas stärker wäre. Diese Feinabstimmung ist in unserem Universum so genau, dass man eine Eins mit 59 Nullen benötigt, um eine Abweichung festzustellen. Das ist so dermaßen exakt, dass eine Erklärung Physiker vor Rätsel stellt.

Wenn es aber tatsächlich Paralleluniversen geben würde, wäre die Deutung simpel: Es sind einfach so viele Universen entstanden, dass eins zufällig genau die richtigen Eigenschaften hat, um Leben hervorzubringen. Die Idee hat nur einen großen Haken: Sie lässt sich weder bestätigen noch widerlegen — außer wenn Feeneys These bestätigt wird.

Den Nachweis dafür könnte aber bald das europäische Weltraumteleskop Planck liefern: Derzeit misst es die kosmische Hintergrundstrahlung mit einer bislang unerreichten Auflösung.

(RP)
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