Astrophysiker Hawking glaubt nicht an göttlichen Urknall

London (RPO). Gott hat nach Auffassung des britischen Astrophysikers Stephen Hawking keinen Platz mehr in Theorien zur Entstehung unseres Universums. "Braucht das Weltall einen Schöpfer? Nein", schreibt der weltbekannte Wissenschaftler in seinem neuen Buch "The Grand Design", aus dem die britische Zeitung "Times" am Donnerstag in Auszügen berichtete. Der Urknall sei lediglich eine Folge des Gesetzes der Schwerkraft gewesen.

Die schönsten Galaxien-Crashs im Universum
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Foto: AFP

"Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann sich das Universum selbst aus dem Nichts erschaffen", schreibt der seit Jahrzehnten an einen Rollstuhl gefesselte Forscher. "Spontane Entstehungsprozesse sind der Grund dafür, dass es mehr als Nichts gibt, warum das Universum und warum wir existieren", argumentiert Hawking. Es sei nicht nötig, Gott darum zu bitten, "das Zündpapier anzustecken und das Universum in Gang zu bringen".

In seinem in viele Sprachen übersetzten Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit" hatte Hawking 1988 noch in Erwägung gezogen, dass Gott nicht notwendigerweise unvereinbar mit dem wissenschaftlichen Verständnis vom Ursprung des Universums sein müsse. In seinem jüngsten Werk, das am 9. September erscheinen soll, begründet der Astrophysiker seine Auffassung nun unter anderem mit der Entdeckung von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems.

Dies lasse das Zusammenfallen unserer planetaren Bedingungen - eine einzelne Sonne und die "glückliche Kombination" aus dem Abstand zwischen Erde und Sonne und der solaren Masse - weit weniger außergewöhnlich erscheinen, schreibt Hawking. Dass die Erde nur erschaffen worden sei, "um die Menschen zu erfreuen" werde dadurch weit weniger zwingend.

Hawking, der zahlreiche preisgekrönte Arbeiten zur Weltraumforschung veröffentlicht hat, leidet seit Jahrzehnten an Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer Nervenkrankheit, bei der die Muskeln nach und nach absterben. Der Wissenschaftler, der bis 2009 den renommierten Lehrstuhl für Mathematik an der britischen Universität Cambridge innehatte, sitzt im Rollstuhl und kann sich nur mit Hilfe eines Sprachcomputers verständigen.

Anfang August hatte Hawking argumentiert, dass der Mensch innerhalb der kommenden 200 Jahre den Weltraum besiedeln müsse, da das Wachstum der Weltbevölkerung und die begrenzten Ressourcen der Erde immer mehr zu einer Bedrohung für den Menschen würden. Im April hatte er allerdings in einer Fernsehserie davor gewarnt, dass der Mensch im All auf eine möglicherweise feindliche, technisch überlegene Zivilisation treffen könnte.

(AFP/sdr)
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