Zweiter Sojus-Startversuch geglückt Galileo-Satelliten starten ins All
Kourou (RPO). Die Europäische Raumfahrtorganisation Esa und Russland haben am Freitag auf dem europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana Doppelpremiere gefeiert. Bei ihrem Erststart auf dem amerikanischen Kontinent hob die russische Trägerrakete Sojus-ST im zweiten Anlauf um 7.30 Uhr Ortszeit mit den ersten beiden Satelliten des europäischen Weltraumnavigationssystems Galileo von der neuen Startrampe ab, wie die Betreibergesellschaft Arianespace mitteilte.
Dem Start wohnten Esa-Chef Jean-Jacques Dordain, sein russischer Counterpart Wladimir Popowkin, der russische Vize-Ministerpräsident Sergej Iwanow sowie zahlreiche Europa-Parlamentarier bei. Ein erster Versuch musste am Donnerstag wegen eines Problems mit dem Betankungssystem abgebrochen werden.
Europas Antwort auf das GPS-System
Mitgefiebert wurde auch in Deutschland. "Es schaut aus wie ein Bilderbuchstart", sagte Christian Arbinger, Galileo-Projektleiter in Oberpfaffenhoffen. Aus dem oberbayerischen Ort, wo beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eines der beiden Satelliten-Kontrollzentren steht, soll in fünf Tagen der Flug komplett gesteuert werden.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) würdigte das Projekt als "großen Schritt im Bereich der technologischen Führerschaft Europas im Weltraum". Mit dem Galileo-Satellitensystem mache sich Europa unabhängig vom US-Ortungssystem GPS. "Und nicht nur das, sondern wir werden auch wesentlich genauer, sozusagen auf den Meter genau", betonte er.
Der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze, betonte den maßgeblichen Anteil Deutschlands am Aufbau und späteren Betrieb von Galileo. "Alle Satelliten dieses größten europäischen Raumfahrtprojektes tragen den Gütestempel 'made in Germany', denn sie werden in Deutschland produziert", sagte er. Hinzu kämen das Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen und Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), die Grundlage einer präzisen Navigation seien. "Damit leistet Deutschland einen wichtigen Beitrag, nicht nur für das europäische Navigationsprogramm, sondern auch für den europäischen Raumtransport."
Europa startet den Aufbau eines Satelliten-Netzes
Rund vier Stunden nach dem Start bei regnerischem Wetter sollte die Fregat-Oberstufe des Trägers, der nunmehr 1777 Flüge auf dem Konto hat, die beiden jeweils 700 Kilogramm schweren Satelliten in 23.222 Kilometern Höhe auf ihrer Bahn um die Erde absetzen. Bis 2014 soll das Netz auf 14 Satelliten anwachsen. Für die Endkonfiguration des GPS-Konkurrenten sind 30 solcher Raumflugkörper bis 2020 geplant, davon drei als Reserve. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich nach EU-Angaben auf etwa sieben Milliarden Euro.
Mit den Sojus-Trägern erweitert Europa, das bisher nur über die schweren Ariane-Raketen verfügt, sein Dienstleistungsangebot um den mittleren Nutzlastbereich. Russland erhofft sich mit dem dritten Startplatz nach Baikonur (Kasachstan) und im nordrussischen Plessezk die Marktführerschaft bei Satelliten bis zu drei Tonnen. Der neue leichte europäische Träger Vega rundet im nächsten Jahr die Angebotspalette der Esa ab, die sich damit eine gute Position für den harten internationalen Wettbewerb sichert. Deutschland ist an den 468 Millionen Euro Gesamtkosten für den russischen Startplatz mit etwa 16 Millionen beteiligt.
Die Sojus-Rakete musste für ihren Einsatz nur 500 Kilometer nördlich des Äquators aufwendig nachgerüstet werden, um den Herausforderungen der Tropen und den EU-Normen zu entsprechen. Dazu gehörten die Anpassung an den hohen Feuchtigkeits- und Salzgehalt der Luft sowie ein neues Sicherheitssystem für den Havariefall.