Nasa-Roboter landet auf dem Mars Für "Curiosity" beginnt die Arbeit jetzt

Washington · Die US-Raumfahrtagentur Nasa feiert die Traumlandung ihres Roboters. Doch die Arbeit beginnt erst. In den nächsten zwei Jahren soll das Gerät einen 5000 Meter hohen Berg besteigen – und Spuren von fremdem Leben finden.

"Curiosity" schickt Bilder vom Mars
27 Bilder

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Die US-Raumfahrtagentur Nasa feiert die Traumlandung ihres Roboters. Doch die Arbeit beginnt erst. In den nächsten zwei Jahren soll das Gerät einen 5000 Meter hohen Berg besteigen — und Spuren von fremdem Leben finden.

Das erste Foto liefert das Roboter-Fahrzeug zwei Minuten nach der Landung auf dem Mars. Im Kontrollzentrum bricht Jubel aus. Es ist ein unansehnliches Schwarzweiß-Bild, doch vorne rechts ist ein Rad des Roboterfahrzeugs zu sehen. Und es steht auf dem Boden. Drei Minuten später liefert "Curiosity" ein Foto, das den Schatten des Fahrzeugs in der Nachmittagssonne zeigt.

Spätestens da ist klar, was die ersten Signale der Sensoren schon angekündigt hatten: Die bisher komplizierteste Landung im Weltraum war ein voller Erfolg. Die "Curiosity" steht am Ziel der neunmonatigen Reise: im 154 Kilometer breiten Gale-Krater.

"Landung bestätigt", tönt es in der präzisen Sprache der Ingenieure im Kontrollzentrum in Pasadena. Die Pressekonferenz wird zur Jubelfeier. Immer wieder werden die alle im gleichen hellblauen Poloshirt mit "Curiosity"-Aufdruck gekleideten Wissenschaftler auf dem Podium von lautem Klatschen und Freudenschreien aus dem Publikum unterbrochen, stehen auf und verbeugen sich. "Es ist, als ob unser Team Gold gewonnen hat", sucht der Direktor Charles Elachi die Anleihe bei den Olympischen Spielen.

Live-Übertragung nach Deutschland

Auch in Deutschland herrscht Anspannung. 500 Zuschauer an der Uni Kiel verfolgen die Live-Übertragung aus dem Nasa-Kontrollzentrum. Sie ist mit einem Gerät zur Messung von Strahlung an der Mission beteiligt. Die Uni habe nun eine Außenstelle auf dem Mars, freut sich Dekan Wolfgang J. Duschl. Die Firma Sensitec aus dem hessischen Lahnau baute magnetische Sensoren zur Überwachung der Räder, der Roboterarme und der Antenne. Zwei Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung bei Göttingen gehören zur Wissenschaftlergruppe, die den Roboter steuern wird.

US-Präsident Barack Obama sprach von einer "beispiellosen Technologie-Leistung", die in der Zukunft als "Argument des Nationalstolzes" dienen werde. 2,5 Milliarden Dollar kostet die Mission, der 2018 ein weiterer Mars-Roboter folgen soll, dann unter der Verantwortung der Europäer.

Der deutsche Astronaut Thomas Reiter wagt in der Euphorie eine andere Prognose: "Ich habe keinen Zweifel daran, dass Menschen eines Tages den Mars betreten werden", sagte er. Nach diesem Triumph folgt eine längere Testphase der Instrumente von "Curiosity", die ein Mars-Jahr, also mindestens 687 Tage arbeiten sollen — und vielleicht sogar länger durchhalten.

Der im Jahr 2004 abgesetzte Rover "Opportunity" funktioniert noch heute. Auch die Steuerung will geübt sein: Es dauert mindestens 14 Minuten bis das Signal den Mars erreicht; wenn der Planet auf seiner Umlaufbahn um die Sonne weiter von der Erde entfernt ist, reagiert der Roboter sogar erst nach mehr als einer Stunde.

Roboter kann Farbfotos machen

Erst nach den Tests kann die Fahrt auf dem Mars beginnen. Höchstens 90 Meter schafft der hochbeinige Analyse-Roboter pro Stunde. Doch die Forscher geben im roten Sand aus Sicherheitsgründen selten Vollgas. Und jeder Stopp zur Bodenprobe oder Messung dauert schnell Stunden. Ziel ist der Gipfel des etwa 5000 Meter hohen Mount Sharp inmitten des Gale-Kraters.

Der Berg ist nach ihrer Ansicht eine Art aufgeblättertes Geschichtsbuch der letzten 3,5 Milliarden Jahre des Mars. Nach Fotos und Analysen der drei Satelliten, die den Mars permanent umkreisen, hat die Nasa dieses Gebiet für die siebte Landung auf dem Planeten ausgewählt. Es wirkt, als ob dort Sedimente verschiedener Epochen abgelagert wurden — flüssiges Wasser soll die Struktur des Berges beeinflusst haben. Ein aussichtsreicher Punkt also für die faszinierende Frage: Gibt oder gab es dort Leben?

Das ist immer die Motivation für Marsforschung gewesen. "Das ist wichtig für unser Grundverständnis als Mensch", sagt Ulrich Christensen, Direktor am MPI für Sonnensystemforschung. "Curiosity" arbeitet dabei traditionell wie ein Geologe, aber mit modernem Werkzeug. Er zeichnet das Wetter auf und misst die kosmische Strahlung vor Ort. Der Roboter kann Farbfotos machen, mit seinem Roboterarm Bodenproben aus bis zu fünf ZentimeterTiefe entnehmen oder Gestein per Laserstrahl direkt verdampfen und dessen Zusammensetzung ermitteln.

Dabei sucht er nicht nur Mineralien, sondern auch nach organischen Resten von primitivem Leben. Jedes Detail ist wichtig. Wenn der Mount Sharp das Geheimnis der versteckten Spuren von Leben birgt, die "Curiosity" wird es finden. Der genaue Weg des Roboters wird von Woche zu Woche festgelegt. Das Forscherteam bewerte die jüngsten Erkenntnisse und bestimme danach die weitere Route, erklärt Christensen. Einen klaren Wegweiser gibt es leider nicht, kann man hinzufügen.

(rai)
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