Europäische Raumfahrtagentur Esa sucht neue Astronautinnen und Astronauten

Paris/Cape Canaveral · Sie wollten schon immer mal die Erde aus dem All bewundern? Dann können Sie sich ab dem 31. März für eine Stelle als Astronaut bei der Esa bewerben. Der sechsstufige Auswahlprozess endet im Oktober 2022.

 Esa-Astronaut Luca Parmitano bei einem Außeneinsatz an der ISS (Archivbild).

Esa-Astronaut Luca Parmitano bei einem Außeneinsatz an der ISS (Archivbild).

Foto: dpa/---

Die europäische Raumfahrtagentur Esa sucht erstmals seit elf Jahren neue Astronautinnen und Astronauten. Der Bewerbungszeitraum beginne am 31. März, teilte die Esa mit. Es folge ein sechsstufiger Auswahlprozess, der im Oktober 2022 enden solle. „Um noch weiter gehen zu können als je zuvor, müssen wir auch unseren eigenen Horizont so stark erweitern wie noch nie zuvor. Dieses Auswahlverfahren ist der erste Schritt dafür“, erklärte Esa-Generaldirektor Jan Wörner.

Die Esa ermutige ausdrücklich Frauen, sich zu bewerben. Die Diversität bei der ESA solle aber nicht nur auf die Herkunft, das Alter, den Hintergrund oder das Geschlecht abzielen, sondern eventuell auch auf Menschen mit körperlichen Behinderungen, betonte David Parker, ESA-Direktor für Astronautische und Robotische Exploration. Dazu werde ebenfalls ein spezielles Projekt gestartet - Details dazu waren noch nicht bekannt. In der kommenden Woche will die Esa weitere Infos zur Suche nach den neuen Astronautinnen und Astronauten bekanntgeben.

Alexander Gerst, als „Astro-Alex“ bekannt, ist seit seiner Rückkehr von der Internationalen Raumstation (ISS) im Dezember 2018 der Deutsche, der am längsten im Weltraum war: 2014 verbrachte er 166 Tage im All, 2018 kamen 197 weitere hinzu. Über soziale Netzwerke ließ er die Welt an seinen Erfahrungen im Weltraum teilhaben. Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer soll Ende 2021 zur ISS fliegen. Er wäre der zwölfte Deutsche im All und der vierte Deutsche auf der ISS. Auf dem Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde soll er etwa ein halbes Jahr forschen.

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Zum Auftakt des Raumfahrtjahres 2021 richten sich zudem die Blicke in den USA, den Emiraten und in China zum Mars. Binnen weniger Tage sollen Sonden der drei Länder in dessen Umlaufbahn eintreffen. Eine der Missionen ist besonders heikel.

Der Orbiter der Emirate soll die Umlaufbahn vom Mars am Dienstag erreichen. Nicht einmal 24 Stunden später wird das chinesische Duo aus Sonde und Rover folgen. Und eine Woche danach soll die Kapsel der US-Raumfahrtbehörde Nasa eintreffen, um Gestein zu sammeln - ein ungemein wichtiger Schritt in der Beantwortung der Frage, ob auf dem Roten Planeten jemals Leben existierte.

Omran Scharaf, Projektmanager der Vereinigten Arabischen Emirate, versucht gar nicht erst, sein aufgewühltes Nervenkostüm zu verbergen. „Wir sind als Ingenieure und Wissenschaftler ziemlich aufgeregt, und zugleich ziemlich gestresst und glücklich, besorgt, verängstigt“, sagt er.

Die drei Raumsonden hoben im vergangenen Juli im Abstand weniger Tage ab, in einem Zeitfenster für Starts zum Mars, das sich nur alle zwei Jahre öffnet. Deswegen treffen sie nun in unmittelbarer zeitlicher Abfolge an der Destination ein.

Der Orbiter der Emirate trägt den Namen „Al-Amal“, also arabisch für Hoffnung. Weit oben in der Umlaufbahn um den Mars soll die Sonde ihre Kreise ziehen, um besser ihre Mission erfüllen zu können, das Wetter, die Atmosphäre und den Wechsel der Jahreszeiten auf dem Planeten zu beobachten.

Chinas Duo, besser bekannt als „Tianwen-1“ oder „Suche nach himmlischer Wahrheit“, soll bis Mai verkuppelt bleiben, bis sich der Rover trennt und auf die staubige, rote Oberfläche hinabsteigt. Wenn alles gut geht, wird die Volksrepublik das erst zweite Land werden, dem eine Marslandung gelingt.

Der US-Rover „Perseverance“ soll sich hingegen gleich ins Getümmel stürzen: Ähnlich wie sein Vorgänger „Curiosity“ im Jahre 2012 ist die sofortige Marslandung geplant. Das Manöver ist diesmal um einiges riskanter, aber die bisherige Bilanz sieht die Nasa klar im Vorteil. Den Amerikanern glückten nämlich acht ihrer neun versuchten Landungen auf dem Roten Planeten.

Die gut eine Tonne schwere „Perseverance“ ist größer und technisch ausgeklügelter als „Tianwen-1“, doch haben beide den gleichen Auftrag: nach Hinweisen auf uraltes mikroskopisches Leben fahnden.

Rund 2,5 Milliarden Euro verschlingt die „Perseverance“-Mission. Sie gilt als erste Etappe in dem amerikanisch-europäischen Projekt, im nächsten Jahrzehnt Mars-Proben auf die Erde zurückzubringen. Kurs nehmen soll der Rover auf ein Flussdelta auf dem Roten Planeten, das Forschern als logischer Ort für mögliches einstiges Leben erscheint. Der Haken: Die Landezone im sogenannten Jezero-Krater ist derart tückisch, dass ihn die Nasa bei der „Curiosity“-Mission als Zielort verwarf. Nun aber konnte die Raumfahrtbehörde nicht widerstehen.

„Wenn die Forscher auf einen Ort wie den Jezero-Krater gucken, sehen sie das Vielversprechende, nicht wahr?“, sagt Al Chan, Leiter des für das Landemanöver zuständigen Teams im Strahlantriebslabor der Nasa im kalifornischen Pasadena. „Wenn ich Jezero anschaue, sehe ich Gefahr. Es gibt überall Gefahr.“

Steil aufragende Klippen, tiefe Gruben und Felder voll Geröll könnten die Mission von „Perseverance“ lähmen oder ihr gleich ein Ende bereiten, nachdem der Rover seinen siebenminütigen Abstieg absolviert hat. Und wegen einer beidseitigen elfminütigen Verzögerung beim Funkkontakt wird der Rover auf sich allein gestellt sein und sich nicht auf Fluglotsen verlassen können. Auch „Al-Amal“ und „Tianwen-1“ werden autonom operieren, wenn sie sich durch die Umlaufbahn bewegen.

Bis „Perseverance“ abhob, hatte die Nasa für Mars-Abenteuer ebenes, fast langweiliges Terrain für Landungen angepeilt. Es habe etwas von „einem riesigen Parkplatz“ gehabt, sagt Teamleiter Chen. Auf überschaubareres Terrain setzt China, indem es „Tianwen-1“ die marsianische Tiefebene Utopia Planitia ansteuern lassen will. Einen Gang zu legte die Nasa dank neuer Navigationstechnologie, die den Rover zu einem sicheren Fleck geleiten soll. Das Raumfahrzeug ist mit einer Reihe von Kameras und Mikrofonen bestückt, die Bilder und Geräusche von Abstieg und Landung einfangen sollen, was als technisches Novum bei Marsmissionen gilt.

Wenn alles glatt läuft, fährt die sechsrädrige „Perseverance“ durch Jezero, sammelt Gestein- und Kiesproben und legt sie beiseite. Denn den Schatz soll ein Abhol-Roboter mitnehmen, der im Jahr 2026 Richtung Mars starten soll. Die Ankunft der Proben auf der Erde soll Anfang der 2030er Jahre erfolgen - so sieht es zumindest ein groß angelegter Plan der Nasa und der Europäischen Weltraumorganisation vor, an dem noch gebastelt wird.

Thomas Zurbuchen, Wissenschaftsdirektor der Nasa, sprach von „einem der schwierigsten Dinge, die von der Menschheit und sicherlich in der Weltraumforschung jemals bewerkstelligt worden sind.“ Derzeit sind noch zwei Raumfahrzeuge auf der Oberfläche des Roten Planeten aktiv: „Curiosity“ und „InSight“.

(felt/dpa)
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