Satelliten-Trio "Swarm" soll Phänomen untersuchen Warum das Erdmagnetfeld schwächelt

Düsseldorf · Ohne das Magnetfeld der Erde ist Leben nicht möglich. Doch dieser Schutzschild verändert sich. Droht der Erde ein Schicksal wie dem Mars? Drei Satelliten der "Swarm"-Mission sollen jetzt erkunden, was auf die Menschheit zukommen könnte.

Erdmagnetfeld schwächelt: "Swarm"-Satelliten sollen Ursache finden
Foto: afp, P. CARRIL

Mit gleich drei "Swarm"-Satelliten nimmt Europa das lebenswichtige Magnetfeld der Erde unter die Lupe.
Dieser Schutzschild vor gefährlichen Teilchen aus dem All ist schwächer geworden.

Die europäische Weltraumagentur Esa schoss dazu vom nordrussischen Weltraumbahnhof Plessezk aus das Trio "Swarm" (Schwarm) in den Himmel. Gesteuert werden die Esa-Satelliten im Kontrollzentrum in Darmstadt. "Swarm" wurde insgesamt acht Jahre vorbereitet", sagte dort Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.

Die Satelliten sollen mindestens vier Jahre lang aus einer Höhe von rund 500 Kilometern die bislang genauesten Daten über Stärke, Richtung und Schwankungen des Magnetfeldes liefern.

"Ohne Magnetfeld als Schutzschild wären wir längst verstrahlt", sagte Esa-Flugleiter Frank-Jürgen Diekmann. "Das Magnetfeld leitet das Bombardement von Teilchen aus dem All um die Erde herum." Es verändere sich aber ständig. "Das Magnetfeld ist in den vergangenen 150 Jahren kontinuierlich um rund zehn bis zwölf Prozent schwächer geworden."

Auch der Mars hatte einst ein Magnetfeld. Das kam ihm jedoch vor 500 Millionen bis vier Millairden Jahren abhanden. Seitdem ist unser Nachbar im All ein toter Planet.

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) gratulierte zum Start. Das Magnetfeld unterliege natürlichen Schwankungen aus dem Erdinneren und durch Ausbrüche auf der Sonne. "Seine Funktion besser zu erforschen und das Weltraumwetter genauer zu erfassen, ermöglicht uns Rückschlüsse für das Leben auf unserem Planeten."

Trotz des Schutzschildes dringen manchmal Teilchenschauer bis in die Atmosphäre vor. Die Folgen können vielfältig sein: Stromnetze brechen zusammen, Computer spielen verrückt, Navigationsnetze werden gestört. Auch diese Störungen soll die "Swarm"-Mission untersuchen.

Hinweise zum Klimawandel erwarten die Experten ebenfalls, ebenso Informationen zur Vorhersage von Erdbeben und für die Suche nach Bodenschätzen. "Mit "Swarm" könnte es möglich ein, magnetisierte Bodenschätze zu finden", erläuterte Diekmann.

Die vom Raumfahrtunternehmen Astrium gebauten Satelliten umkreisen die Erde in Dreiecksformation komplett. "Hochpräzise Messsensoren werden bisher noch nicht verfügbare Daten liefern", sagte der Astrium-Manager in Friedrichshafen, Eckard Settelmeyer.

Unter die Lupe nimmt "Swarm" zudem das Wandern des Erdmagnetfeldes. Es kann auch zu einer Polumkehr kommen, das letzte Ereignis dieses Ausmaßes liegt rund 780.000 Jahren zurück. "Das Schwächeln des Erdmagnetfeldes ist ein Hinweis auf einen nächsten Wechsel", sagte Diekmann. Das könnte in den nächsten 4000 Jahren sein. Wie gefährlich wird das? "Wir warten ab, was kommt." Untergangsszenarien seien aber fehl am Platz.

(dpa)
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