Neues aus dem Weltall Dunkle Flecken am Himmel

Düsseldorf · Eine neue Aufnahme zeigt ein mehr als zehn Lichtjahre langes, gebogenes Filament aus kosmischem Staub. Darin verbergen sich zum einen neugeborene Sterne, zum anderen dichte Gaswolken, die kurz vor dem Kollaps stehen – dem Auftakt zur Bildung neuer Sterne. Die betreffende Region ist eines der nächstgelegenen Sternentstehungsgebiete.

Die Taurus-Molekülwolke liegt in einer Entfernung von etwa 450 Lichtjahren von der Erde im Sternbild Taurus (der Stier). Das hier vorgestellte Bild der Eso zeigt zwei Teile einer langen, filamentartigen Struktur in der Wolke, die auch unter den Bezeichnungen Barnard 211 und Barnard 213 bekannt sind.

Die betreffenden Himmelsregionen erscheinen im sichtbaren Licht in der Tat als dunkle Gebiete, die weitestgehend frei von Sternen sind. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte der Astronom Edward Emerson Barnard, dass der Grund für diese Erscheinung Materie ist, die das Licht dahinterliegender Sterne absorbiert.

Wolken aus interstellarem Gas und Staub

Heute wissen wir, dass Barnards dunkle Flecken am Himmel tatsächlich Wolken aus interstellarem Gas und Staub sind. Die Staubkörner – winzige Partikel, ähnlich sehr feinem Ruß oder Sand – absorbieren sichtbares Licht und versperren uns so den Blick auf die reichen Sternfelder hinter den Wolken.

Die Taurus–Molekülwolke erscheint im sichtbaren Licht besonders dunkel, da sie keine massereichen Sterne hervorbringen kann; solche Sterne bringen die Nebel in anderen Sternentstehungsgebieten, zum Beispiel im bekannten Orionnebel, zum Leuchten.

Die Staubkörner selbst geben eine schwache Wärmestrahlung ab. Da sie jedoch mit Temperaturen von etwa -260 °C sehr kalt sind, kann diese Strahlung nur bei viel größeren Wellenlängen als denen des sichtbaren Lichtes nachgewiesen werden, im sogenannten Millimeter-Bereich.

Von einem Kokon aus dichtem Staub umgeben

Die Gas- und Staubwolken sind jedoch nicht nur ein Hindernis für die Beobachtung dahinter liegender Sterne. Sie sind auch die Geburtsstätten neuer Sterne: Fallen solche Wolken unter ihrer eigenen Schwerkraft in sich zusammen, teilen sie sich dabei typischer Weise in kleinere Fragmente.

In diesen Fragmenten wiederum können sich so genannte dichte Kerne ausbilden, in denen das Wasserstoffgas dicht und heiß genug wird, um Fusionsreaktionen zu zünden: ein neuer Stern ist entstanden.

Der neugeborene Stern ist dabei zunächst noch von einem Kokon aus dichtem Staub umgeben, der Beobachtungen im sichtbaren Licht verhindert. Aus diesem Grund sind Beobachtungen bei längeren Wellenlängen, wie zum Beispiel im Millimeter-Bereich, unverzichtbar, um die ersten Stadien der Sternbildung zu verstehen.

Bereits dichte Kerne ausgebildet

Beobachtungen zeigen, dass sich Barnard 213 bereits in Fragmente geteilt und so genannte "dense cores" oder dichte Kerne ausgebildet hat. Die hell leuchtenden Staubknoten zeigen an, dass sich sogar bereits Sterne gebildet haben.

Barnard 211 dagegen befindet sich in einer früheren Phase der Entwicklung: Hier spielen sich gerade erst der Kollaps und die Unterteilung in Fragmente ab. Auch in dieser Wolke werden sich in Zukunft noch Sterne bilden.

Diese Himmelsregion ist daher ideal geeignet, um die entscheidende Rolle zu untersuchen, die Barnards "dunkle Flecken am Himmel" im Lebenslauf der Sterne spielen.

(csr)
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