Start spätestens 2012 Discovery bekommt Konkurrenz von Clipper

Wiesbaden (rpo). Das Monopol der US-Raumfahrtbehörde NASA bei den bemannten Raumfähren wird voraussichtlich nur noch einige Jahre halten. Die europäische Raumfahrtagentur ESA und die russische Agentur Roskosmos wollen nämlich gemeinsam einen Raumgleiter entwickeln. Das Raumschiff mit Namen "Clipper" soll 2011 oder 2012 seinen Jungfernflug absolvieren.

Die "Discovery" wartet auf den Start
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"Die angestrebte Kooperation wird zu einer gemeinsamen Entwicklung und Finanzierung von Clipper führen", erklärte Manuel Valls, Leiter der Abteilung Raumfahrtstrategie des Direktorats für bemannte Raumfahrt bei der ESA in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur AP. Nach seinen Worten sieht das bisherige Konzept vor, einen Raumgleiter zu bauen, der bis zu sechs Astronauten an Bord nehmen könnte.

"Clipper" soll zudem in der Lage sein, bis zu 700 Tonnen Nutzlast ins All beziehungsweise 500 Tonnen Material aus dem Weltraum zur Erde zu bringen. "Beide Agenturen sind überein gekommen, in den nächsten beiden Jahren einen detaillierten Arbeitsplan aufzustellen, der die verschiedenen Aspekte der Kooperation abdecken soll", sagte Valls. Der neue Raumgleiter soll so konstruiert werden, dass er sowohl vom russischen Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan als auch von Kourou in Französisch Guayana aus starten kann.

"Clipper wird ein neues, modular aufgebautes und in Teilen wieder verwendbares Raumschiff sein", erklärt der ESA-Manager. Die europäische Raumfahrtagentur macht bislang keine Angaben zu den Kosten. Nach russischen Medienberichten werden die Entwicklungskosten auf zehn Milliarden Rubel geschätzt, umgerechnet 290 Millionen Euro. Dazu kämen Aufwendungen für die Entwicklung einer Trägerrakete.

Shuttlepläne schon in den 80er Jahren

In russischen Fachmedien wird das Startgewicht des neuen Raumgleiters mit 13 bis 14,5 Tonnen angegeben. Dies würde selbst die Kapazität der stärksten Ariane-5-Version übersteigen. Russische Raketentechniker arbeiten allerdings offenbar bereits an einer verbesserten Sojus-Rakete mit Namen Onega, die als Träger in Frage kommen soll. Welchen Anteil der Kosten die europäische Raumfahrtagentur übernehmen wird, ist derzeit offen. Es werde eine gerechte Lastenverteilung geben, erklärte Valls.

Sowohl die ESA als auch die sowjetische Raumfahrt haben in den 80er Jahren schon einmal an Shuttle-Programmen gearbeitet. Die Sowjets entwickelten damals die Raumfähre "Buran" ("Schneesturm"), die dem Space Shuttle der NASA verblüffend ähnlich sah. Parallel dazu plante die ESA ab 1987 den Bau des Raumgleiters "Hermes". Beide Projekte wurden auf Grund von Geldmangel nie realisiert. Wie Valls erläutert, wird "Clipper" technisch nicht an seine beiden Vorläufer anknüpfen.

(ap)
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