Astronomie für Feinschmecker Das kosmische Spiegel-Ei

Düsseldorf (RPO). Astronomen haben das Bild eines riesigen Sterns aufgenommen, der zu einer der seltensten Sternsorten im Kosmos gehört: eines so genannten gelben Überriesen. Es ist das beste jemals aufgenommene Bild eines solchen Sterns, und es zeigt erstmals die gewaltige doppelte Staubhülle, die den Überriesen umgibt. Astronomen haben diesem Objekt ob seines Aussehens den Spitznamen "Spiegel-Ei-Nebel" gegeben.

Baby-Supernova entdeckt
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Foto: AP

Der gigantische Stern, den Astronomen als IRAS 17163-3907 kennen, hat einen rund tausend Mal größeren Durchmesser als die Sonne. Mit einer Entfernung von etwa 13.000 Lichtjahren ist er der erdnächste bislang bekannte gelbe Überriese, und neue Beobachtungen haben gezeigt, dass er 500.000 Mal heller leuchtet als die Sonne.

"Von diesem Objekt war bekannt, dass es im Infrarotlicht hell leuchtet, aber überraschender Weise hatte niemand es bislang als gelben Überriesen identifiziert” sagt Eric Lagadec von der Europäischen Südsternwarte (Eso), der Leiter der Forschergruppe, der wir die neuen Bilder verdanken.

Perfekte Hüllen aus Gas und Staub

Auf den neuen Bilder ist die Materie in der direkten Umgebung des Sterns deutlich zu sehen. So gelang die Entdeckung zweier fast perfekt kugelsymmetrischer Hüllen aus Gas und Staub, die den Stern umgeben.

Würde man den Stern an die Stelle unserer Sonne setzen, dann würde die Erdumlaufbahn tief im Sterneninneren verlaufen und die Jupiterbahn knapp über der Oberfläche des Sterns.

Der Nebel, der den Stern umgibt, würde alle Planeten und Zwergplaneten einschließen, und sogar einige der Kometen, deren Bahn sie weit jenseits der Neptunbahn führt. Der Radius der äußeren Hülle entspricht dem Zehntausendfachen des Abstands der Erde von der Sonne.

Explosiver Tod steht bevor

Gelbe Überriesen befinden sich in einer höchst ereignisreichen Phase ihrer Entwicklung, die eine Reihe regelrechter Explosionsereignisse einschließt — der hier gezeigte Stern hat dabei in nur einigen hundert Jahren Materie mit der vierfachen Masse unserer Sonne ausgestoßen.

Aus dieser Materie besteht die ausgedehnte Doppelschale des Nebels, die aus mit Gas vermischtem, silikatreichem Staub besteht.

Die Aktivität des Sterns zeigt auch, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit einem baldigen explosiven Tod entgegengeht — er dürfte zu einer der nächsten Supernovae werden, die sich innerhalb unserer Heimatgalaxie ereignen werden.

Supernova-Explosionen versorgen die Umgebung von Sternen mit chemischen Elementen, die dann in zukünftigen Sterngenerationen (und ihren Planeten) "verbaut" werden. Die Schockwelle einer solchen Explosion kann auch direkt die Bildung neuer Sterne anregen.

(csr)
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