Raumschiff schwenkt in Umlaufbahn um Saturn ein Cassini am Ziel: "Dinge laufen ab wie geplant"

Pasadena/Darmstadt (rpo). Manöver gelungen: Ein einziges Funksignal ließ das NASA-Kontrollzentrum erbeben. Erbeben vom Jubel der Techniker, denen der Piep aus den Weiten des Alls verkündete: Cassini ist am Ziel. Die Forscher erwarten im Laufe des Tages die ersten spektakulären Fotos von den Ringen des Planeten.

Wissenswertes zum Saturn
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<P>Pasadena/Darmstadt (rpo). Manöver gelungen: Ein einziges Funksignal ließ das NASA-Kontrollzentrum erbeben. Erbeben vom Jubel der Techniker, denen der Piep aus den Weiten des Alls verkündete: Cassini ist am Ziel. Die Forscher erwarten im Laufe des Tages die ersten spektakulären Fotos von den Ringen des Planeten.

Kurz vor 06.00 Uhr (MESZ) bricht im NASA-Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena der Jubel los. Ingenieure und Wissenschaftler von NASA und der europäischen Raumfahrtbehörde ESA recken die Fäuste hoch, applaudieren und umarmen sich.

Es ist ein Funksignal, das die Euphorie auslöst und die stundenlange Spannung im Kontrollzentrum aufhebt: Nach knapp sieben Jahren Flug ist das unbemannte Raumschiff "Cassini" in eine Umlaufbahn um den Saturn eingeschwenkt.

"Die Dinge laufen ab wie geplant"

"Das Raumschiff hätte es nicht besser machen können", sagt Julie Webster, Chefin des für "Cassini" zuständigen NASA-Teams. Erleichterung auch im Raumkontrollzentrum der ESA in Darmstadt. "Die Dinge laufen ab wie geplant", sagt Missionsanalyst Michael Khan: "Wir sind jetzt in einem sicheren Orbit um Saturn."

Das Einschwenken in eine Umlaufbahn war der gefährlichste Moment der multinationalen Mission seit dem Start von "Cassini" im Oktober 1997. Das über zwei Tonnen schwere Raumfahrzeug war in den vergangenen Tagen mit 111.000 Stundenkilometern auf Saturn zugerast, die 370fache Geschwindigkeit eines Formel-1-Wagens. Zwei Mal musste das Raumschiff durch eine Lücke zwischen den aus Eisbrocken bestehenden Saturnringen steuern und dabei eine Art Ballett aufführen.

Zunächst drehte "Cassini" seine Parabolantenne wie einen Schild nach vorne, um sich gegen die Kollision mit Eis- oder Gesteinsbrocken zu wappnen. Anschließend drehte sich das Raumschiff um 180 Grad und startete für 96 Minuten sein Haupttriebwerk um abzubremsen. Nach einer weiteren Pirouette durchflog "Cassini" dann zum zweiten Mal das Ringsystem, diesmal mit einer Geschwindigkeit von "nur noch" 80.000 Stundenkilometern. All dies erledigte das Raumschiff vollautomatisch.

"Es waren 96 Minuten Anspannung, länger als bei einem Fußballspiel", seufzt ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood nach dem geglücktem Manöver. Die "Cassini"-Mission zeige, dass die USA und Europa Großartiges leisten könnten, wenn sie gemeinsam handelten.

Hauptaufgabe für Europäer kommt noch

Es ist das erste Mal, dass ein Raumschiff in eine Umlaufbahn um den Saturn eintritt. Vier Jahre lang soll "Cassini" den zweitgrößten Planeten des Sonnensystems umkreisen und dabei mit Kameras, Radar und Spektrometern untersuchen. Das menschliche Wissen über den Saturn basiert weitgehend auf den Vorbeiflügen der US-Raumsonden "Pioneer", "Voyager 1" und "Voyager 2" aus den Jahren 1979 bis 1981.

Da "Cassini" den Saturn insgesamt 76 mal umkreisen wird, ist ein Vielfaches an Daten über den Ringplaneten zu erwarten. "Alles, was wir bisher hatten, waren nur Schnappschüsse vom Saturn", erklärt Gerhard Schwehm, Chef der ESA-Planetenmissionen: "Jetzt können wir das Gesamtsystem in all seinen Facetten untersuchen."

Für die Wissenschaftler ist der Saturn spannend, weil er einem Modell des Sonnensystems im kleineren Maßstab gleicht. Die Forscher gehen davon aus, dass auch die Sonne einmal von einem scheibenförmigen Ringsystem umgeben war, aus dem sich im Laufe von Millionen Jahren dann die Planeten gebildet haben. Interessant ist der Saturn auch wegen seiner mindestens 31 Monde.

Darunter hat der Saturnmond Titan bereits die Größe eines kleinen Planeten. Auf ihm gibt es eine Atmosphäre, vermutlich auch Vulkane und Meere aus flüssigem Methan. Die Erforschung des Titan gilt im Rahmen der "Cassini"-Mission als Hauptaufgabe der Europäer. Ende 2004 wird das Raumschiff über dem Saturnmond die im Auftrag der ESA gebaute Sonde "Huygens" abwerfen.

Die einem übergroßen Wok ähnliche Landeeinheit soll an Fallschirmen auf die Oberfläche schweben und dabei Temperatur, Winde und die Zusammensetzung der Atmosphäre messen. Einmal am Boden angekommen ist die Lebensdauer der Sonde sehr begrenzt. Auf Titan herrschen Temperaturen um die minus 200 Grad Celsius.

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