Ein Drittel der Mondentfernung Asteroid schrammt unentdeckt an der Erde vorbei

Düsseldorf · Einige Astronomen beobachten den Himmel auf der Suche nach Asteroiden, die der Erde gefährlich nahe kommen. Jetzt haben sie einen entdeckt, der sehr knapp an der Erde vorbeigeflogen ist – allerdings erst drei Tage danach.

 Illustration eines Asteroidenvorbeiflugs an der Erde.

Illustration eines Asteroidenvorbeiflugs an der Erde.

Foto: dpa, Nasa, Jpl-Caltech , Handout

Einige Astronomen beobachten den Himmel auf der Suche nach Asteroiden, die der Erde gefährlich nahe kommen. Jetzt haben sie einen entdeckt, der sehr knapp an der Erde vorbeigeflogen ist — allerdings erst drei Tage danach.

Das Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (Atlas) auf Hawaii ist ein Beobachtungssystem, das den Weltraum in Erdnähe permanent nach gefährlichen Asteroiden scannt. Befindet sich einer der Gesteinsbrocken aus unserem Sonnensystem auf einem Kurs, der der Erde gefährlich werden könnte, soll dieser Tage oder bereits Wochen vorher entdeckt werden. Soweit die Theorie.

Am 23. Juli hat Atlas einen solchen Brocken entdeckt. Das schreibt die Seite "Earthsky" unter Berufung auf Atlas. Atlas selbst hat die Entdeckung des "2017 OO1" getauften Asteroiden auch getwittert.

Die Analyse seiner Flugbahn ergab, dass "2017 OO1" bereits drei Tage zuvor, am 20. Juli, verdammt knapp an der Erde vorbeigeflogen ist - und niemand hat es bemerkt. Lediglich 123.000 Kilometer war "2017 OO1" bei seiner größten Annäherung von der Erdoberfläche entfernt. Das ist lediglich ein Drittel der Entfernung Erde-Mond.

Zwar besteht bei einem Vorbeiflug in einer solchen Distanz noch keine Gefahr für die Erde. Auch auf Satelliten, die maximal 35.786 Kilometer von der Erde entfernt im All kreisen, hat das kosmische Ereignis keinerlei Auswirkungen.

Doch ruft der zunächst unbeobachtete Vorbeiflug des Asteroiden, der immerhin so groß wie drei Einfamilienhäuser ist, Erinnerungen an Tscheljabinsk wach. Über der russischen Stadt war am 15. Februar 2013 im wahrsten Sinne des Wortes aus heiterem Himmel ein Meteorit explodiert. Der Brocken hatte Forschern zufolge einen Durchmesser von etwa 20 Metern und wog rund 10.000 Tonnen.

Mit einem Tempo von 20 Kilometern in der Sekunde raste der Meteorit nach Angaben russischer Astronomen damals auf die Erde zu und explodierte in 30 bis 50 Kilometern Höhe. Die Folge waren rund 7000 beschädigte Gebäude. Zerplatzte Fensterscheiben verletzten etwa 1500 Menschen.

Das Problem ist, das solch kleine Himmelskörper sehr zahlreich seien, oft nicht sichtbar und deshalb schwer zu beobachten, sagt Kai Wünnemann vom Naturkundemuseum in Berlin. Doch wie Tscheljabinsk zeigte, dürfe auch diese Gefahr nicht unterschätzt werden. Genaue Vorhersagen, wann der nächste Himmelskörper dieser Größe Kurs auf die Erde nehme, seien unrealistisch.

Bei großen, bis zu zehn Kilometer großen Asteroiden, die "global killer" (globale Zerstörer) genannt werden, sei das zum Glück äußerst selten. Der Asteroid, der vor rund 65 Millionen Jahren den Dinosauriern den Garaus machte, war so einer. Etwa alle 100 Millionen Jahre trete im Durchschnitt ein solch zerstörerisches Ereignis auf.

"Die zehn Kilometer großen Asteroiden haben wir eigentlich alle im Blickfeld", sagte Asteroid-Experte Rüdiger Jehn von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa. Für die nächsten mehreren 100 Jahre sei kein Einschlag zu erwarten. Auch von den über ein Kilometer breiten Asteroiden drohe in den kommenden rund 100 Jahren keine Gefahr.

Viele Asteroiden sind bereits an der Erde vorbeigeflogen: "2014 JO25" sei der Erde Mitte April vergleichsweise nahe gekommen, teilte die Nasa mit. Eine Kollision mit dem 650-Meter-Asteroiden konnte aber schon früh ausgeschlossen werden. Die Entfernung betrug rund 1,8 Millionen Kilometer oder die 4,6-fache Erde-Mond-Distanz.

Aufräumen nach dem Meteoriteneinschlägen
10 Bilder

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Die nächste Annäherung eines vergleichbaren Asteroiden ist von der Nasa für 2027 vorhergesagt. "1999 AN10" wird dann in 380.000 Kilometern Entfernung an der Erde vorbeirauschen. Das entspricht ziemlich genau der mittleren Entfernung des Mondes von der Erde.

Das sei zwar nah, erklärt Wünnemann. Aber: "Alles was vorbeifliegt, ist nicht gefährlich."

(csr)
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