Gefahr für die Raumfahrt? Angst im All: Kosmische Strahlung schädigt Astronauten-Gehirne

London (rpo). Die kosmische Strahlung im Weltall könnte bei Astronauten Gedächtnisstörungen, Lernschwierigkeiten und plötzliche Ängste in Stresssituationen auslösen und zu allem Überfluss auch noch den Alterungsprozess vorantreiben. Die möglichen Auswirkungen der Strahlen auf das Gehirn sind nach Ansicht amerikanischer Wissenschaftler eine ernst zu nehmende Gefahr in der Raumfahrt.

 Astronauten, wie hier bei der ISS, sollten alle Sinne beisammen haben, wenn sie im All sind.

Astronauten, wie hier bei der ISS, sollten alle Sinne beisammen haben, wenn sie im All sind.

Foto: NASA VIDEO, AFP

Kosmische Strahlung ist eine hochenergetische Teilchenstrahlung, die aus dem Weltall oder von der Sonne stammt. Amerikanische Forscher setzten Ratten simulierter kosmischer Strahlung aus und stellten fest, dass deren geistige Fähigkeiten gewaltig litten.

Die Tiere konnten sich schlechter orientieren und hatten Lernschwierigkeiten. Sie ließen sich außerdem leichter ablenken und zeigten mehr Angst in Stresssituationen. Wenn sich diese Auswirkungen auch auf den Menschen übertragen lassen, würde das eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Fähigkeiten bedeuten: "Ängstliche Astronauten sind beispielsweise nicht geeignet, Neues zu erforschen", sagt der Forscher Bernhard Rabin. Die verabreichte Strahlendosis habe ungefähr der kosmischen Strahlung entsprochen, der Astronauten auf einer Reise zum Mars ausgesetzt wären.

Bisher ist noch nicht geklärt, warum die Strahlung zu den geistigen Veränderungen führt. Bekannt ist aber, dass sie die Bildung von Sauerstoffradikalen auslöst, die den Körper schädigen und zu Alterungsprozessen führen. Die Entwicklung von Medikamenten, die diese Effekte verringern, könnte hier helfen, sagt der Wissenschaftler. Bisherige Versuche haben bereits gezeigt, dass die Gabe von Erdbeer- und Blaubeerextrakten die Ratten widerstandsfähiger gegen die Folgen der Strahlung machte. Verantwortlich dafür seien die Antioxidantien in den Fruchtextrakten, die die aggressiven Radikale abfangen würden, schreiben der Forscher.

Astronauten im Spaceshuttle oder auf der Weltraumstation ISS sind durch das Magnetfeld der Erde vor der Weltraumstrahlung weitestgehend geschützt. Bemannte Marsmissionen müssten dagegen den Schutzschild der Erde verlassen, und die Astronauten wären auf ihrer Reise etwa drei Jahre lang der kosmischen Strahlung ausgesetzt. Die weitere Forschung der Wissenschaftler um Rabin wird jetzt von der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa gefördert, die insgesamt zwölf Projekte zur Untersuchung der Folgen von kosmischer Strahlung unterstützt.

Über die Untersuchungen der Forscher um Bernard Rabin von der University of Maryland in Baltimore berichtet der Onlinedienst des Wissenschaftsmagazins "New Scientist".

(afp)
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