Alexander Gerst Und ewig lockt das All
Düsseldorf · 2014 stand im Zeichen spektakulärer Weltraum-Expeditionen. Auch in der Medizin gab es Forschungsergebnisse, die Hoffnung machen.

Das ist Alexander Gerst
Die Landung der Raumsonde Philae auf einem Kometen war das herausragende wissenschaftliche Ereignis dieses Jahres. Die Wissenschaftszeitung "Science" hat die europäische Rosetta-Mission mit den Titel "Durchbruch des Jahres" gewürdigt. Auch das Konkurrenzblatt "Nature" hat das kühlschrankgroße Gerät mit seinen zehn Messgeräten in die Liste der wichtigsten Forschungsergebnisse aufgenommen. Philae liefert der Wissenschaft erstmals Informationen direkt von der Oberfläche eines Kometen. Diese Himmelskörper gelten als weitgehend unveränderte Reste aus der Zeit, in der sich das Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren bildete. Dahinter steht eine technische Meisterleistung. Zehn Jahre dauerte die Reise zum Kometen, dann landeten die Ingenieure das mobile Labor auf dem nur vier Kilometer breiten Gesteinsbrocken. Noch bevor die Batterie des Landegeräts erschöpft war, funkte Philae die Ergebnisse der zehn Messungen zur Erde. Jetzt hoffen die Forscher, dass die Solarzellen das Messgerät wieder aktivieren, wenn der Komet sich im Sommer nächsten Jahres der Sonne nähert.
Das Interesse an der Raumfahrt ist wieder deutlich gewachsen. Die Japaner starteten ihre Sonde "Hayabusa-2", die von einem Asteroiden Bodenproben nehmen und diese zur Erde zurückbringen soll. Ein chinesisches Roboterfahrzeug landete auf dem Mond. Deutschland hatte seinen Spaß an "Astro Alex" und seinen Fotos aus dem All: der 38-jährige Alexander Gerst arbeitete 166 Tage auf der Internationalen Raumstation ISS. Indien rückte in die Gruppe der Weltraum-Nationen auf und brachte einen Satelliten in die Umlaufbahn des Mars. Auf dem Mars erreichte der amerikanische Rover "Curiosity" nach zweijähriger Fahrt sein eigentliches Ziel: Mount Sharp, ein Berg, dessen Gesteinsschichten Informationen über mögliches Leben auf dem roten Planeten liefern sollen.
Aber auch private Unternehmen setzen auf das Weltall. Bemerkenswert ist eine neue kostengünstige Generation von Satelliten mit begrenzter Lebenszeit, die von der ISS ausgesetzt wurde. Sie sind nur so groß wie Schuhkartons, bestehen aus Kamera, Antenne und Solarzellen und werden hochaufgelöste Fotos und Videos von der Erde liefern.
Einen Rückschlag erlebte dagegen Weltraum-Pionier Richard Branson: Der Prototyp seines Raumfahrzeugs "Space ship 2" stürzte im Oktober ab. Dabei sollte der Raumgleiter im kommenden Jahr die ersten Touristen Richtung All befördern.
"Science" und "Nature" nominierten die Ebola-Epidemie in Westafrika als wissenschaftlichen Tiefpunkt des Jahres. Mittlerweile starben mehr als 7000 Menschen an der hoch ansteckenden Krankheit, die zu Beginn des Ausbruchs im Frühjahr völlig unterschätzt worden war. Für "Nature" gehört ein anderes medizinisches Thema ebenfalls zu den negativen Höhepunkten in 2014: die Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Antibiotika ihre Wirksamkeit gegen Krankheitserreger verlieren. Die WHO klagt darüber, dass weltweit keine ausreichende Maßnahmen gegen diesen Trend ergriffen werden. "Wenn jetzt nicht schnell und koordiniert gehandelt wird, bewegt sich die Welt in eine postantibiotische Ära, in der gewöhnliche Infektionen und kleine Verletzungen, die für Jahrzehnte behandelbar waren, wieder tödlich sein können", sagte Keiji Fukuda, Generaldirektor für Gesundheitssicherheit.
Trotzdem werten "Nature" und "Science" einige herausragende Forschungsergebnisse der Medizin als Hoffnung auf neue Therapien. Eine Studie an Mäusen zeigte, dass junges Blut die Muskeln und das Gehirn von älteren Tieren wieder jung machen kann. Eine klinische Studie testet nun, ob die dafür verantwortlichen und neu entdeckten Proteine auch beim Menschen funktionieren, der erste Test läuft mit Alzheimer-Patienten. Der US-Mediziner Doug Melton konnte im Labor Insulin produzierende Zellen herstellen, mit denen er binnen weniger Wochen Mäuse heilen konnte, die an Diabetes erkrankt waren. Die Japanerin Masayo Takahashi setzt in einer Aufsehen erregenden Studie Stammzellen im Kampf gegen Blindheit ein.
Auch die Biologie lieferte erstaunliche Ergebnisse. Im Januar wurde in den USA Andi geboren - der erste gentechnisch veränderte Affe. Die Forscher pflanzten in das Erbgut des Tieres ein Stück aus der DNA einer Qualle. Die Manipulation hat keinen besonderen Sinn, das Team aus Oregon wollte lediglich zeigen, dass so etwas möglich ist. Wissenschaftler der Universität in Baltimore haben das erste funktionierende künstliche Chromosom erzeugt, das sie in Hefe-Bakterien einsetzten. Ein Team der Universität Standford konnte in einem Mäuse-Gehirn negative Erinnerungen auslöschen. Die Inderin Radhika Nagpal hat die Schwarm-Intelligenz von Bienen auf eine Gruppe von 20 autonomen Robotern übertragen.
Eine überraschende Nachricht kommt aus der Mathematik. Die iranische Professorin Maryam Mirzakhani von der amerikanischen Stanford Universität erhielt die höchste Anerkennung in dieser Disziplin. Sie wurde mit der Fields-Medaille ausgezeichnet - nach 68 Jahren ging der Preis zum ersten Mal an eine Frau.