Handy-Netze könnten ausfallen 2012 droht ein Sonnen-Tsunami

Düsseldorf (RP). Ist das die Ruhe vor dem Sturm? Auf der Sonnenoberfläche zeigen sich zurzeit keine Flecken. Dabei sollten ihre Zahl und ihre Größe nun langsam zunehmen. Denn die Flecken folgen einem Rhythmus: Etwa alle elf Jahre erreichen sie ihr Maximum. Das nächste wird für 2012 erwartet.

Nahaufnahmen der Sonne
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Foto: NASA

Düsseldorf (RP). Ist das die Ruhe vor dem Sturm? Auf der Sonnenoberfläche zeigen sich zurzeit keine Flecken. Dabei sollten ihre Zahl und ihre Größe nun langsam zunehmen. Denn die Flecken folgen einem Rhythmus: Etwa alle elf Jahre erreichen sie ihr Maximum. Das nächste wird für 2012 erwartet.

Doch auf der Sonne tut sich nichts. Vielmehr sei sie genauso ruhig wie vor zwei Jahren, hieß es im Juni bei der Internationalen Solar-Konferenz. Gerade das aber überrascht die Experten. Und es gibt Warnungen des US-Zentrums für Atmosphärenforschung sowie des amerikanischen Wetteramtes neue Nahrung, dass sich unter der Oberfläche etwas zusammenbraut: 2012 könnte sich einer der heftigsten Sonnenstürme der vergangenen Jahrzehnte ereignen.

Ihm wird eine plötzliche Zunahme der Zahl der Flecken und ihrer Größe vorangehen. Sie werden durch Verwirbelungen des Sonnen-Magnetfeldes verursacht. Und die führen zu heftigen Ausbrüchen auf der solaren Oberfläche. Gewaltige Röntgen-Strahlungsschauer brächen dann 2012 über die Erde herein. In ihrem Schlepptau treffen Teilchenströme mit mehr als 2000 Kilometer pro Sekunde auf das Erdmagnetfeld, das dadurch zusammengestaucht wird. Polarlichter am Nachthimmel über dem Bodensee wie schon 2003 würden ein schaurig-schönes Bild dieses "Sonnen-Tsunamis" zeichnen, während in 80 bis 800 Kilometer Höhe über der Erdoberfläche ein bis zwei Millionen Ampère starke elektrische Ströme angeregt werden. Sie lösen Magnetfeldschwankungen aus, die irdische Stromnetze lahmlegen können; wie am 13. März 1989, als es dadurch in der kanadischen Provinz Quebec zu einem neunstündigen Stromausfall kam und ein Schaden in Milliarden-Höhe entstand.

Handy-Netze könnten ausfallen

Das könnte sich 2012 wiederholen — mit gravierenderen Folgen für unsere hochtechnisierte Welt. So könnten ganze Handy-Netze ausfallen oder zumindest gestört sein. Ebenso wie Funk- und Radaranlagen oder die Signale von GPS-Satelliten, die sich 2012 um zehn bis 100 Meter irren könnten.

Zudem heizt der Teilchensturm die Erdatmosphäre ein wenig auf, die sich dadurch ausdehnt. Satelliten im erdnahen Orbit werden so auf einmal durch die irdische Lufthülle ausgebremst und aus der Bahn geworfen. Im schlimmsten Fall könnten sie abstürzen. Davon abgesehen, dass die Teilchen des Sonnenwindes die Oberflächen der Satelliten statisch aufladen — was zu Spannungsüberschlägen führt.

Doch auch am Erdboden könnten Computer- und Speicherchips Fehlermeldungen produzieren, warnt beispielsweise Jean-Luc Autran vom französischen Wissenschaftszentrum CNRS. Er hat in den französischen Alpen eine Test-Anlage aufgebaut und gemessen, wie oft moderne Chips Fehlermeldungen verursachten — weil sie von hochenergetischen Teilchen getroffen wurden. So könnte ein Zentralrechner in einem Netzwerk ausfallen. Die Gefahr dafür wächst mit der Intensität des Sturms — und mit der Höhe. Für Passagiere und Besatzungen von Transatlantikflügen könnte der Sturm eine um 50 Prozent höhere Strahlenbelastung bedeuten. Doch sie wären zumindest noch durch eine Restatmosphäre geschützt. Anders als die Astronauten in der Internationalen Raumstation ISS.

(RPMANTEL)
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