Über die Geheimnisse tonaler und atonaler Musik Was Musik mit Sprache gemeinsam hat

London (rpo). Musik verläuft nach ähnlichen logischen Strukturen wie Sprache. Das hat der Physiker Damian Zamette anhand eines mathematischen Modells gezeigt. Tonale Musik, beispielsweise Werke Johann Sebastian Bachs oder Wolfgang Amadeus Mozarts, kommen demnach der menschlichen Sprache am nächsten, während etwa die atonalen Kompositionen Arnold Schönbergs weiter davon entfernt liegen.

<P>London (rpo). Musik verläuft nach ähnlichen logischen Strukturen wie Sprache. Das hat der Physiker Damian Zamette anhand eines mathematischen Modells gezeigt. Tonale Musik, beispielsweise Werke Johann Sebastian Bachs oder Wolfgang Amadeus Mozarts, kommen demnach der menschlichen Sprache am nächsten, während etwa die atonalen Kompositionen Arnold Schönbergs weiter davon entfernt liegen.

Das könnte einer der Gründe sein, warum diese Musik für viele Hörer so schwer zugänglich ist, berichtet der Online-Dienst des Fachmagazins "Nature".

Zamette wandte auf die Verteilung der Töne eines Musikstücks das so genannte Zipfsche Gesetz an. Dieses von dem amerikanischen Mathematiker George Kingsley Zipf in den 1940er Jahren entwickelte Gesetz beschreibt die Häufigkeitsverteilung der Wörter in einem Text: Das zweithäufigste Wort kommt demnach etwa halb so oft vor wie das häufigste, das dritthäufigste ein Drittel mal so oft und so weiter. Dieses Gesetz gilt näherungsweise für fast alle Sprachen - und für Musik, wie Zamette zeigen konnte. Der Wissenschaftler konnte in klassischen Kompositionen eine ähnliche Verteilung der Häufigkeit von Tonhöhen erkennen wie bei der Wortverteilung in der Sprache.

Am deutlichsten war der Zusammenhang bei Bach, Mozart und der Musik des französischen Impressionisten Claude Debussy. Die inhaltliche Struktur des Werkes ist damit für den Zuhörer leichter zugänglich, und der Hörer kann im Verlauf des Stückes immer wiederkehrende "Wörter" ausmachen. So kann er beispielsweise den weiteren Verlauf eines Stückes oft schon erahnen, wenn die ersten Takte erklungen sind.

Bei den atonalen Kompositionen Arnold Schönbergs fand Zamette hingegen die geringste Übereinstimmung mit sprachlichen Strukturen. Das bedeutet, dass Schönberg in seine Kompositionen immer wieder neue "Wörter" einführt und der Hörer den Verlauf des Werkes viel schwerer nachvollziehen kann. Das heißt jedoch nicht, dass diese Musik inhaltlich weniger bedeutsam ist, wie Zamette betont. Schließlich setze sich die Sprache eines Komponisten nicht nur aus Tonhöhenverläufen zusammen, sondern auch aus Rhythmen und vielen anderen Elementen.

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