Wissen der Zukunft Was macht ein gesundes Leben aus?

Düsseldorf (RP). Schon der antike griechische Arzt Hippokrates sagte: "Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel sein." Diese Erkenntnis hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Renaissance gefeiert. Doch ob all die Lebensmittel, die heute mit Vitaminen, Mineralien, Milchsäurebakterien oder Fettsäuren angereichert sind, tatsächlich für Gesundheit bürgen, ist fraglich.

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Foto: shutterstock/ TijanaM

Thilo Bode von Foodwatch warnt im Interview mit unserer Redaktion vor Risiken des globalen Lebensmittelmarktes

Wie sieht der gesunde Mensch von morgen aus?

Bode Er sollte die Möglichkeit haben, auf dem Wege der Ernährung etwas zu seiner Gesundheit beizutragen.

Wie kann dieses Ziel erreicht werden?

Bode Besonders wichtig ist, dass die Risiken durch den globalen Lebensmittelhandel reduziert werden. Wie hoch sie sind, wird uns ja derzeit wieder durch den Melaminskandal in China vor Augen geführt. Damit sich hier etwas bessert, müssen die Haftungsbedingungen für die Händler und Hersteller von gesundheitsschädlichen Lebensmitteln verschärft werden.

Inwieweit können funktionale Lebensmittel zur Gesundheit des Menschen beitragen?

Bode Lebensmittel sollten nicht den Status eines Arzneimittels haben. Wer krank ist, sollte zum Arzt gehen. Die Qualitätssicherung unserer Nahrung ist wichtiger als ihre Anreicherung mit irgendwelchen angeblich gesundheitsfördernden Zusätzen. Zudem versorgt uns auch eine natürliche Orange mit reichlich Vitaminen, und das ohne das Risiko von Überdosierungen.

Worin bestehen künftig die größten Risiken in unserer Ernährung?

Bode Früher bestanden die Risiken vor allem in der Hygiene. Heute bestehen sie eher in der Anreicherung von schädlichen Fremdstoffen wie etwa den Pestiziden und in Herstellungsverfahren, die das Klima und die Umwelt belasten. Zudem verzehren wir, ohne darüber von Handel- und Herstellerseite informiert zu werden, viel zu viele Kalorien, Fette und Einfachzucker. Manches Frühstücksmüsli ist nichts Anderes als eine Zucker- und Kalorienbombe, und doch essen wir es, weil wir davon nichts wissen und es sogar als günstig für Gesundheit und Fitness einschätzen. Übergewicht und Diabetes aufgrund von Fehlinformation gehören zu den drängenden Problemen unserer Zeit.

Müssen also die Aufschriften der Lebensmittelverpackungen noch ausführlicher sein?

Bode Nein, dort steht ohnehin schon vieles, was der Konsument kaum noch versteht. Wir plädieren dafür, die Ampelkennzeichnung verbindlich einzuführen. Denn die kennen wir alle vom Straßenverkehr. Und wenn ein Lebensmittel mit Rot gekennzeichnet ist, weil es beispielsweise zu viel Fett enthält, heißt das ja nicht automatisch, dass es ungesund ist. Aber der Kunde weiß dann wenigstens, womit er es zu tun hat.

Jörg Zittlau führte das Gespräch.

(RP)
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