Rätsel des Alltags Warum können Wellensittiche sprechen?

Düsseldorf (RP). Wie und vor allem warum lernen Vögel wie Wellensittiche, Papageien oder auch verschiedene Singvögel die menschliche Sprache? Und kann man einem Vogel ein einmal beigebrachtes Schimpfwort wieder abgewöhnen?

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<P>Düsseldorf (RP). Wie und vor allem warum lernen Vögel wie Wellensittiche, Papageien oder auch verschiedene Singvögel die menschliche Sprache? Und kann man einem Vogel ein einmal beigebrachtes Schimpfwort wieder abgewöhnen?

"Im Vorderhirn von Papageien, zu denen auch Wellensittiche gehören, bei Kolibries und Singvögeln (darunter Stare und Raben) hat sich im Laufe der Evolution ein diskretes Netzwerk von miteinander verbundenen Gehirnkernen entwickelt, das so genannte Gesangskontrollsystem", erklärt Lucie H. Salwiczek, Biologin am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen. "Und das ermöglicht ihnen, Laute zu erlernen". Parallel dazu bildete sich in den Bronchien ein Lautgebungsorgan, die Syrinx. Sie erlaubt es den Vögeln, eine Vielzahl an Lauten zu produzieren - viel mehr, als andere Tiere hervorbringen.

Die Syrinx sitzt im Brustkorb der Vögel und besteht, einfach gesagt, aus Membranen und Knorpel, die Muskeln und Luftsäcke umgeben. Beim Ausatmen geraten die Membranen in Schwingungen. Die Muskeln beeinflussen die Lautbildung, weil sie Form und Spannung der Membranen verändern. Die Luftsäcke dienen als Resonanzkörper zur Verstärkung des Tones. Luftröhre und Mundhöhle bilden schließlich den Schalltrichter nach draußen.

"Wellensittiche in Gefangenschaft akzeptieren den Menschen als Sozialpartner und erlernen auch dessen Lautfolgen, statt nur die arteigenen", sagt Lucie Salwiczek. "Wir erkennen diese Laute als bedeutungstragende Worte, während den Wellensittich nur interessiert, ob seine und unsere Laute akustisch übereinstimmen." Die Vögel imitieren uns also lediglich und wissen natürlich nicht, was sie da "sagen" - auch, wenn ihre stolzen Besitzer oft anderer Meinung sind.

Nach Einschätzung des Tiermediziners Michael Pees von der Leipziger Poliklinik für Vögel und Reptilien dient das angeborene Talent zur Stimmimitation auch dazu, dass sich die Tiere innerhalb von Vogelgruppen besser erkennen sowie dem Sozialverhalten generell. "Gerade Papageien sind hochsozialisierte Vögel."

Die sprichwörtliche "Sprachbegabung" der Papageien sei somit als Versuch zu werten, mit den menschlichen Bezugspersonen in Kontakt zu treten, eine soziale Gruppe zu bilden. Pees warnt aber davor, Vögel - gerade in Einzelhaltung - mit zu vielen Vokabeln zu füttern. Tiere, die kaum noch trillerten, dafür stets plauderten, hätten "ein Verhaltensproblem".

Was aber tun, wenn man dem Vogel ein schon gelerntes Schimpfwort abgewöhnen will? Keine Chance. Was der Vogel einmal in seinem Repertoire hat, das bekommt der Mensch nicht mehr heraus. Lucie Salwiczek: "Wenn wir auf Worte besonders reagieren, etwa mit einem Lachen, zeigen sich die Tiere - menschlich gesprochen - davon so "fasziniert", dass sie eben diese Ausdrücke immer wiederholen."

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