Rätsel des Alltags Warum haben Hummeln Haare?

Düsseldorf (rpo). Welchen Sinn hat - außer den Fällen der Beförderung von Blütenstaub - die Behaarung von Insekten?

"Die Beantwortung dieser Frage ist eine haarige Angelegenheit", meint Klaus Lunau, Professor am Institut für Neurobiologie der Universität Düsseldorf. Denn Insekten haben zweierlei Haartypen, und die wiederum erfüllen zahlreiche Funktionen. Die "echten" Haare sind Sinneshaare, die an den Antennen als Sinneszellen (Sensillen) für den Duft, an den Mundwerkzeugen und Unterseiten der Fußglieder als Geschmackssensillen auftreten. Manche Insekten wie die Schaben besitzen feine Hörhaare.

Bei den Schuppen auf den Flügeln der Schmetterlinge handelt es sich um umgewandelte echte Haare, die keine sensorische Funktion mehr besitzen, sondern als Träger von Farbpigmenten oder Duftstoffquellen Signalfunktion übernommen haben. Als mechanische Rezeptoren können Sinneshaare die Gelenkstellung der einzelnen Körperteile wahrnehmen und dadurch die Funktion eines Gleichgewichtsinnesorgans und Beschleunigungsmessers übernehmen.

Fortbewegung im Erdreich

Auch "unechte" Haare, die sich aus Chitin bilden, können vielfältige Funktionen übernehmen: Als Grabdornen ermöglichen sie die Fortbewegung im Erdreich. Feine Haare schützen den Insektenkörper vor Verschmutzung.

Dichte Haarpolster können wie ein Fell zur Wärmeisolierung, beispielsweise bei Hummeln, dienen. Als Hafthaare ermöglichen sie Fliegen, unter der Decke zu laufen. Die Körperoberfläche einiger Wasserinsekten ist mit feinsten, schief gestellten Härchen ausgestattet, die am Ende gebogen sind. Pro Quadratzentimeter finden sich 800.000 bis 250 Millionen dieser Haare. Zwischen diesem feinen Haarbesatz liegt ein dünner Luftmantel (Plastron), der zum Atmen unter Wasser dienen kann und der eine Luftblase um ein Insekt stets volumenkonstant hält; auf diese Weise können manche Wasserwanzen atmen, ohne je aufzutauchen.

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