Studie im Bayerischer Wald Warum Fledermaus-Weibchen gern am Wasser jagen

München · Seen sind für die Jäger nicht nur wegen der Insekten attraktiv. Sie müssen sich auch gegen Austrocknung wappnen.

Seen, Bäche und Tümpel sind für das Überleben heimischer Fledermausarten viel wichtiger als bislang angenommen.

Wissenschaftler des Nationalparks Bayerischer Wald fanden in einer großangelegten Studie heraus, dass die Fledertiere Gewässer in Bergregionen auch dann zuhauf aufsuchen, wenn das Wasser nährstoffarm ist und ihnen wenig Nahrung in Form von Insekten bietet. Ein Grund ist der extrem hohe Trinkwasserbedarf von Fledermausweibchen mit Jungen.

Im "Journal of Zoology" (Band 290, S. 302, 2013) berichtet ein Forscherteam um Sebastian Seibold von der Nationalparkverwaltung in Grafenau, dass die milchgebenden Weibchen ihre Schlafplätze bevorzugt in der Nähe von Wasserstellen haben.

Um trinken und Milch produzieren zu können, suchen sie die Gewässer sechs Mal so oft auf wie Fledermäuse ohne Nachwuchs. Aber auch deren Wasserbedarf ist hoch, weil die Flügel die Körperoberfläche unverhältnismäßig vergrößern und damit die Austrocknung der Säugetiere beschleunigen.

Bislang war die Forschung davon ausgegangen, dass Gewässer vor allem wegen des hohen Vorkommens von Wasserinsekten für Fledermäuse attraktiv sind. Die Bedeutung nährstoffarmer Gewässer für die Fledertiere war bisher unklar.

An den hoch gelegenen nährstoffarmen Gewässern des Bayerischen Walds fanden sich trotz des geringen Beuteangebots die verschiedensten Fledermausarten überraschend zahlreich ein — häufiger noch als auf Wiesen und Totholz-Brachen, wo es mehr Insekten gibt. "Gewässer in nährstoffarmen Bergregionen dienen Fledermäusen vor allem als Trinkwasserquelle und weniger als Beutereservoir", folgern die Wissenschaftler.

Die Forscher hatten die Ultraschallgeräusche von 13 heimischen Fledermausarten aufgezeichnet und Lichtfallen installiert, um das Insektenvorkommen zu bestimmen. Bei der Jagd geben Fledermäuse Töne von sich, beim Trinken nicht. So konnte das Forscherteam unterscheiden, warum die Fledermäuse an die Gewässer kamen.

Für den Erhalt der bedrohten Tiere braucht es der Studie zufolge ein Netzwerk an nicht austrocknenden Gewässern. Im Falle, dass Gewässer fehlen, regen die Forscher an, Biber beim Aufstauen neuer Seen und Tümpel gewähren zu lassen.

Eine Alternative seien von Menschen angelegte Teiche, auch wenn das in Nationalparks unerwünscht sei.

(RP)
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