Männerüberschuss Warum 25 Millionen Chinesen keine Frau finden

Tours (rpo). In China werden rund 25 Millionen Männer für immer Single bleiben. Das hat eine Studie von US-Bevölkerungsforschern gegeben. Grund ist die Ein-Kind-Familienpolitik der Chinesen: Weil viele Paare unbedingt einen Sohn haben wollen, werden immer wieder weibliche Föten abgetrieben. Die Folge ist ein eklatanter Männerüberschuss.

 Hennen im Korb: In China sind Frauen eindeutig in der Unterzahl.

Hennen im Korb: In China sind Frauen eindeutig in der Unterzahl.

Foto: XINHUA NEWS, AP

Gemessen an der Zahl der Chinesinnen seien vermutlich zwischen 2015 und 2030 etwa 25 Millionen Männer "überzählig" und drohten bei der Partnersuche leer auszugehen, erklärten Dudley J. Poston jr. und Karen S. Glover von der Universität Texas am Mittwoch beim Weltkongress der Bevölkerungsforscher im zentralfranzösischen Tours.

Was diese Millionen von Zwangs-Singles im bevölkerungsreichsten Land der Erde angesichts ihrer vergebenen Liebesmüh'anfangen werden, ist für die Forscher noch unklar. Sowohl eine zunehmende Homosexualität als auch ein Trend zur - weiblichen - Vielehe sind aus ihrer Sicht eher unwahrscheinlich.

Nicht ausschließen wollen Poston und Glover aber, dass sich in Peking, Shanghai und den anderen Großstädten des Landes regelrechte Männer-Ghettos bilden, in denen sie dann mehr Kriminalität, mehr Prostitution und eine Zunahme von Geschlechtskrankheiten befürchten. Auf die Frage, ob es gar zu einem regelrechten Aufstand der unglücklichen Liebesbedürftigen kommen könnte, antworten die Wissenschaftler mit einem "Wer weiß?".

Normalerweise ist da so genannte Geschlechterverhältnis beim Menschen relativ stabil: Auf 105 Jungen werden 100 Mädchen geboren. Seit den 80er Jahren verzeichnet neben China auch Südkorea einen steigenden Anteil an Jungen-Geburten, wie der französische Forscher Gilles Pison der AFP auf dem Kongress sagte.

Dahinter stünden Abtreibungen im fortgeschrittenen Stadium - dann nämlich, wenn im Ultraschallbild die Geschlechtsmerkmale der Ungeborenen zu erkennen sind. Im Jahr 2000 habe das Verhältnis in China bei 117 Jungen auf 100 Mädchen gelegen.

Während die Entwicklung für viele der betroffenen Männer schmerzhaft sein dürfte, verweisen die Experten nüchtern auf eine wahrscheinliche Folge: "Das Bevölkerungswachstum dürfte wohl langsamer ausfallen als gedacht", sagte Experte Pillon vom französischen Forschungsinstitut Ined.

(afp)
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