Düsseldorf "Walküre" in der Tonhalle

Düsseldorf · Die Abo-Zahlen für die Heinersdorff-Konzerte in Düsseldorfs Tonhalle brummen. Wer demnächst gut hören und sehen will, sollte jetzt Tickets buchen.

Dass die völlige Stille eines Publikums der Ausdruck seiner maximalen Zustimmung sein kann, erlebte der hiesige Musikfreund vor einem Jahr bei einem denkwürdigen Konzert in der Düsseldorfer Tonhalle. Im größten Konzertsaal der Landeshauptstadt gibt es ja eher selten Oratorien- und Liederabende als prunkvollste oder innigste Form musikalischer Konzentration. Sie werden offenbar vermisst: Immerhin 900 Hörer füllten damals außerhalb eines Abonnements den Saal beim Auftritt des französischen Countertenors Philippe Jaroussky mit Liedern nach Texten von Paul Verlaine. Hinterher gab es einen Jubel, der zugleich reklamierte: Wir hätten gern mehr davon.

Die Konzertagentur Heinersdorff hat diesen offensiven Ruf bei der Gestaltung ihres Programms in der Saison 2016/2017 in die klingende Tat umgesetzt. Sie hat mehrere Gastkonzerte arrangiert, in denen die weite Welt der Vokal- und Chorliteratur durchmessen wird - zum Teil mit faszinierendem Düsseldorf-Bezug. Der Kartenvorverkauf ist eröffnet, und da die Konzerte zum Teil eine hohe magnetische Anziehungskraft besitzen, ist es für Musikfans überaus ratsam, schon jetzt Karten zu bestellen. Die meisten Konzerte sind Teil von Abonnements; in Düsseldorf wird seit einiger Zeit verwundert und erfreut registriert, dass die Abo-Zahlen in der Tonhalle steigen und nicht fallen. Der Saal besitzt ja seit dem Umbau ein überaus positives Image.

Was die Heinersdorff-Serien betrifft, so gewähren sie den Fans des Meistersängers Jaroussky die Erfüllung ihres Wunsches, dass der Künstler erneut in die Tonhalle kommt - und abermals mit einem spektakulären Projekt. Mit dem Freiburger Barockorchester, einer Edelformation unter den Ensembles aus historischen Instrumenten, wird er eine Reihe von Bach-Kantaten aufführen - unter besonderen Vorzeichen: Jaroussky singt zum ersten Mal in deutscher Sprache, und er wird das Orchester selbst dirigieren (31. Januar 2017).

Der gute Johann Sebastian wird in einem weiteren Konzert im Mittelpunkt stehen. In Düsseldorf gab es früher in fast jeder zweiten Kirche eine Aufführung des "Weihnachtsoratoriums". Diese Zeiten sind vorbei; umso begehrter sind die wenigen Darbietungen, die es dennoch gibt. Das könnte auch für das Gastkonzert des Amsterdam Baroque Orchestra & Choir mit Bachs beliebtestem Oratorium gelten, das unter Leitung von Ton Koopman auftritt (13. Januar 2017).

Bleiben wir bei den Marksteinen der Düsseldorfer Musikpflege, so wird hier in jüngster Zeit erfreulich intensiv um Felix Mendelssohn Bartholdy geworben. Seine "Lobgesang"-Sinfonie gibt es demnächst in einer fabelhaften Besetzung als Gastspiel aus der britischen Hauptstadt: Es spielt das London Symphony Orchestra (vermutlich das beste Londoner Orchester, dessen Leitung demnächst Sir Simon Rattle, derzeit Berlin, übernimmt), es singt der Monteverdi Choir - unter Sir John Eliot Gardiner (23. Oktober).

Der Clou des Heinersdorff-Programms dürfte vermutlich das Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann werden. Sie wird den ersten Akt der "Walküre" von Richard Wagner bieten (2. Februar 2017). Für die Fans des Magiers Wagners und seines obersten Erfüllungsbeauftragten Thielemann dürfte dieser Abend eine Pflichtveranstaltung sein. An ominösem Ort: Für Thielemanns Karriere hat Düsseldorf eine besondere Bedeutung, hier hat er in jungen Jahren als Kapellmeister an der Oper gewirkt.

Auch die weiteren Meisterkonzerte der Heinersdorff-Reihen gewähren jenes internationale Flair, das der Landeshauptstadt auch im Konzertbereich zukommt. Die Eröffnung (13. Oktober) bestreitet das NDR Sinfonieorchester Hamburg, das sich angesichts des erhofften Glanzes an neuer Wirkungsstätte flugs in NDR Elbphilharmonie Orchester umbenannt hat. Apropos Hamburg: Dass Heinersdorff-Chef Burkhard Glashoff in Hamburg sitzt und die "Pro Arte"-Konzerte in der Elbphilharmonie projektiert, hat Synergieeffekte für Düsseldorf: Bucht er ein Spitzenorchester, so bucht er es für Düsseldorf mit. Und nach Hamburg wollen sie alle.

Weitere Spitzenorchester mit internationaler Reputation: das London Philharmonic Orchestra unter Robin Ticciati mit dem Geiger Christian Tetzlaff; die Tschechische Philharmonie unter Jiří Blohlávek mit der Pianistin Khatia Buniatishvili (30. November); die Göteborger Symphoniker (17. Februar); die Petersburger Philharmniker (13. Mai 2017). Die englische Trompeterin Alison Balsom kommt mit ihrem Ensemble unter dem Motto "In dulci jubilo" zur Weihnachtszeit (18. Dezember). Das Sahnehäubchen wird aber am 25. März angerührt: Dann kommt das New York Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Alan Gilbert mit dem Weltklassegeiger Frank Peter Zimmermann.

Die Serie Piano solo wird von zwei Altmeistern und zwei Jungstars bestritten. Es sind Rudolf Buchbinder (14. November) und Murray Perahia (6. Februar) sowie David Fray (11. März) und Alice Sara Ott (9. Mai) .

Informationen und Karten unter www.heinersdorff-konzerte.de

(w.g.)
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