Geologie Vulkane in der Eifel sind noch aktiv

Kiel (RPO). Ein isländischer Vulkan, der nach 190 Jahren wieder ausbricht, ein indonesischer Feuerberg, der nach 400 Jahren Ruhe Asche und Lava spuckt - rund um den Erdball erwachen Vulkane wieder zum Leben. Könnten da nicht auch in Europa scheinbar tote Bergriesen wieder ausbrechen? Schließlich gibt es auch in Deutschland eine Reihe von Regionen, die einst durch Vulkanismus entstanden - in Hessen etwa der Vogelsberg, das Siebengebirge an der nördlichen Grenze zu Rheinland-Pfalz oder die Vulkaneifel.

Ein geologisches Erbe
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Foto: Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH

Experten beruhigen: Siebengebirge, Rhön oder Vogelsberg gehören zu den wirklich erstorbenen Vulkanregionen. Hier sind die Ausbrüche mindestens 14 Millionen Jahre her, auch wenn der Taufstein im Vogelsberg immerhin einmal als der größte Vulkan in Europa galt, größer noch als der Ätna auf Sizilien. Anders in der Vulkaneifel: Dort ruht die Erde noch nicht, ein Ausbruch wäre prinzipiell denkbar. Experten raten deshalb, für den Fall eines Ausbruchs Vorsorge zu treffen - in Form von Untersuchungen, genauen Gefahrenkarten und auch Katastrophenschutzplänen.

Vor rund 12.900 Jahren sprengte in der Eifel eine gewaltige Eruption die Erddecke weg, Asche schoss bis zu 20 Kilometer weit in den Himmel, gewaltige Lavaströme wälzten sich von dem Eifelberg hinab in Richtung Rhein. Der Vulkan, der heute so friedlich als Laacher See daliegt, verwüstete mit seinem Ausbruch weite Teile des heutigen Westdeutschlands. Sein Ascheregen verteilte sich bis nach Italien und hinauf nach Südschweden. Ein gigantischer Lavastrom staute den Rhein unweit des heutigen Brohl 27 Meter hoch auf. Als der Damm brach, raste eine gigantische Flutwelle den Rhein hinab bis in die Region, in der heute Köln liegt.

350 Eifel-Vulkane schlafen nur

Die beunruhigende Nachricht lautet: Ein solches Szenario könnte im Prinzip jederzeit wieder passieren. "Die Eifel ist dynamisch nicht zur Ruhe gekommen, man muss sie offiziell als aktives Vulkangebiet einschätzen", sagt Hans-Ulrich Schmincke vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel. Er gilt als der führende Experte für Eifelvulkanismus. Seit 40 Jahren studiert er das Gebiet mit seinen rund 350 Vulkanen und stellte als erster Wissenschaftler in den 1970er Jahren fest: Die Eifelvulkane sind nicht erloschen, ihre letzten Ausbrüche sind gerade 11.000 Jahre her - aus vulkanologischer Sicht gesehen schlafen sie nur.

Der nächste Eifel-Vulkan könne zwar in zehn, 100 oder 1000 Jahren ausbrechen, aber er mache sich vorher bemerkbar, sagt Schmincke. Die aufsteigende Magma drücke die Oberfläche nach oben, dann stoßen sie Gase aus und produzieren leichte Erdbeben, sagt Schmincke. Und das könne man gut messen, etwa mit Erdbebenmessgeräten, wie es sie in der Eifel gibt.

Zuletzt wieder mehr Mini-Erdbeben

Für die Messungen der Eifel-Erdbeben ist Klaus-Günter Hinzen zuständig. Der Seismologe überwacht von der Erdbebenstation Bensberg aus die beiden großen Vulkanfelder in der Eifel. Im Neuwieder Becken gebe es ständig Mikrobeben, etwa von der Stärke 1,2 oder 0,7 auf der Richterskala, sagt Hinzen. Das zeige aber nur, dass im Untergrund Spannungen abgebaut würden, "größere Dinge stehen da nicht bevor", beruhigt er.

Allerdings maßen seine Geräte neuerdings auch in der bisher eher ruhigen Westeifel kleine Serien von einem Dutzend Mini-Erdbeben: einmal im März und April und zuletzt im August. "Das gab es so in den Jahren davon nicht", sagt der Wissenschaftler. Beunruhigt ist er deswegen nicht, doch in der Westeifel soll es nun zur genaueren Beobachtung weitere Messstationen geben.

Erdbeben habe es entlang des Rheingrabens immer schon gegeben, auch größere wie zuletzt etwa im Juni im hessischen Hofheim. "Der Eindruck täuscht, dass das zugenommen hat", sagt Hinzen. Auch beim Vulkanismus gebe es "null wissenschaftliche Hinweise, dass sich die Häufigkeit verändert hat", sagt auch Schmincke. Die vermeintliche Zunahme sei rein menschliche Wahrnehmung.

Und doch raten Hinzen und Schmincke, einen Vulkanausbruch in der Eifel nicht als fiktives Szenario abzutun. "Es wäre wichtig, für die einzelnen Vulkane in der Eifel die Gefahren zu definieren", sagt Schmincke. Für die Gefahren sollten Karten angelegt und auch Rettungswege verzeichnet werden. Eilig sei das nicht, weil vielleicht in den kommenden 50 Jahren nichts passiere. "Aber es muss gemacht werden", betont Schmincke, "um sich nicht überraschen zu lassen".

(DDP/felt)
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