Troisdorf Von Vätern und Söhnen

Troisdorf · Die heiteren Bilder von E.O. Plauen haben Generationen geprägt. Jetzt sind sie mit modernen Versionen im Bilderbuchmuseum Troisdorf zu sehen.

Der Rundgang führt zum Schmunzeln. Vater und Sohn angeln, ein Wachtmeister kommt hinzu, macht deutlich, dass das nicht erlaubt ist. Die beiden verstecken sich in einem Haus, wenig später sieht man aus den Fenstern zwei Angelschnüre in den Fluss führen. Einen Bilderrahmen weiter sind Vater und Sohn gestrandet auf einer einsamen Insel. Pflichtbewusst schreibt der Vater ein Entschuldigungsschreiben für die Schule, schickt es per Flaschenpost ins Meer. Sechs Wochen später dann die knappe Antwort: "Nachweis erbringen, Oberlehrer Meyer."

Die Vater-Sohn-Geschichten aus den 30er-Jahren des Künstlers Erich Ohser alias E.O. Plauen haben Generationen geprägt; auch heute noch verfassen Grundschüler Texte zu den heiteren Bildabfolgen.

Einige der Originalbilder sind nun im Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf zu sehen. Sie sind eine Leihgabe der E.O. Plauen-Gesellschaft, mit der das Bilderbuchmuseum die Ausstellung konzipiert hat. Es werden Werke der Künstler Ulf K. und Marc Lizano gezeigt, die das Vater-Sohn-Gespann 80 Jahre später wieder auferstehen ließen. Dazu gibt es allerhand Informationsmaterial zu den Bildern, den Künstlern, aber auch zur Zeitgeschichte: Es ist das Jahr 1936, in dem ein Kind zu Stift und Papier greift und einen Brief an den Künstler Erich Ohser verfasst: "Herr Plauen, jetzt stelle ich Ihnen noch eine Frage. Wie machen Sie denn die netten Sachen, haben Sie da Vorlagen? Der Vater, wie ich sehe, muss doch pensioniert sein. Der lässt dem Sohn alles durchgehen."

Und tatsächlich ist die Beziehung, wie sie Vater und Sohn in den bekannten Bildergeschichten geführt haben, für die damalige Zeit ungewöhnlich: Nicht nur, dass der kugelige Vater seinem Sohn die tollsten Streiche verzeiht, meist ist er sogar selbst mit von der Partie und am Ende der "Dumme". All das passte nicht recht zu der autoritären Vaterfigur, die das NS-Regime propagierte. "Dass Erich Ohser sich von der Zeit abhob, war Teil seines Erfolgs", sagt Pauline Liesen, Leiterin der Museen Burg Wissem in Troisdorf. Die Vater-Sohn-Figuren waren so beliebt, dass sie schon damals vermarkt wurden - als Spielzeuge oder auf Tassen und Postkarten. Eine kleine Auswahl davon ist im Bilderbuchmuseum ebenso zu sehen wie andere Arbeiten des Künstlers: Landschaftsmalereien, ein Selbstbildnis, Witzbilder und sein Wirken als kritischer Karikaturist.

"Die Wahl, welche Werke wir ausstellen, war nicht leicht", sagt Pauline Liesen. Die Auswahl ist groß, allein mehr als 150 Vater-Sohn-Zeichnungen hat der Künstler entworfen. In der Ausstellung erfährt man auch einiges über die Geschichte des Schöpfers, der als Erich Ohser geboren wurde. Wegen seiner kritischen Einstellung belegten die Nationalsozialisten ihn mit einem Berufsverbot: Ohser durfte schließlich unter einem Pseudonym und der Auflage, sich politisch nicht mehr zu betätigen, weitermachen.

Seine erste Vater-Sohn-Geschichte erschien am 13. Dezember 1934 in der "Berliner Illustrirte Zeitung", für die er nun drei Jahre lang ein Mal in der Woche eine sechsteilige Bildergeschichte anfertigte. Später arbeitete er gegen seine Überzeugungen für die NS-Wochenzeitschrift "Das Reich". 1944 denunzierte ihn ein Nachbar, was zum Selbstmord des Illustrators führte.

"Neue Geschichten von Vater und Sohn" gibt es von Ulf K. und Marc Lizano - diesmal mit farbigen Akzenten. Drei Bände sind schon erschienen. Auszüge daraus sind nun auch im Bilderbuchmuseum zu sehen. "Am ersten Teil waren wir noch sehr nah am Original", erzählt Ulf K. Doch ist die Umgebung moderner geworden: Der Sohn liest nun nicht mehr in einem Buch, er spielt an einer Spielekonsole, und wenig später hat sie der Vater in der Hand. "An der Beziehung selbst mussten wir nicht viel ändern, der Vater war schon damals so, wie ein moderner Vater sein sollte", erzählt er, "um den Gegensatz zu zeigen, hätten wir ihn sehr viel strenger machen müssen."

Der dritte Band des Künstler-Duos geht neue Wege. "Ohser musste für die Zeitung malen, wir waren nicht an Vorgaben gebunden", sagt Ulf K. Und so gibt es nun eine zusammenhängende Geschichte über mehrere Seiten, in der Vater und Sohn Abenteuer mit einem Gespenst erleben. Das wortlose Erzählen funktioniert auch heute noch.

(ubg)
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