In der Schwere liegt die Kraft Vermehrung unter außerirdischen Bedingungen

Yokosuka (RPO). Zahlreiche Bakterienarten vermehren sich selbst unter extremen Kräften, die dem 400.000-fachen der Erdanziehung entsprechen. Das zeigen Experimente, über die ein japanisches Forscherteam in einer Fachzeitschrift berichtet.

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Die Wissenschaftler hatten Bakterienkulturen in einer Zentrifuge tagelang extremen Kräften ausgesetzt. Demnach können Bakterien laut einem Bericht der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Science" nicht nur auf Himmelskörpern mit starker Gravitation überleben, sondern auch im Inneren von Meteoriten von einem Planeten zum nächsten transportiert werden.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mikroorganismen nicht nur extreme Beschleunigungen überleben können", sagt Shigeru Deguchi von der japanischen Behörde für Meeres- und Geowissenschaften JAMSTEC, "sondern dass ihre Fortpflanzung so robust ist, dass die Bewohnbarkeit außerirdischer Umgebungen nicht durch die Schwerkraft eingeschränkt wird".

Die Bakterienarten Escherichia coli und Paracoccus denitrificans vermehrten sich selbst bei einer Beschleunigung, die dem 403.627-fachen der irdischen Anziehung entspricht.

Dabei wollten Deguchi und seine Kollegen mit ihrer Zentrifuge ursprünglich nur die Dichte von Bakterien bestimmen. Zu ihrer Überraschung stellten die Forscher fest, dass sich Escherichia coli-Bakterien bei der verwendeten 7500-fachen Erdbeschleunigung ganz normal weiter vermehrten.

Neugierig geworden, steigerten die Wissenschaftler die Rotation der Zentrifuge immer weiter und setzten auch andere Bakterienarten bis zu 140 Stunden lang extremen Kräften aus. Alle untersuchten Bakterienarten konnten sich noch bei Kräften bis zum 20.000-fachen der Erdanziehung vermehren.

Transport per Meteorit

Frühere Studien hatten zwar bereits gezeigt, dass Bakterien Kräfte bis zum 15.000-fachen der Erdanziehung überleben können. Die Untersuchungen von Deguchi und seinen Kollegen zeigen jedoch erstmalig, dass auch eine Vermehrung unter derart extremen Kräfteverhältnissen möglich ist. Bakterien können also auch auf Himmelskörpern mit hoher Schwerkraft dauerhaft überleben.

Außerdem liefern die Ergebnisse Auftrieb für die sogenannte Panspermie-Theorie. Danach kann sich Leben in einem Planetensystem ausbreiten, indem Meteoriten Bakterien in ihrem Inneren von einem Planet zum nächsten transportieren. Ein Schwachpunkt dieser Hypothese war bislang, dass beim Aufprall auf Planeten Kräfte von bis zum 300.000-fachen der Erdanziehung auftreten. Die Arbeit des japanischen Forscherteams zeigt nun, dass zumindest manche Bakterienarten solche Kräfte überstehen können.

(DAP)
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