Ehrung für Pionier der künstlichen Befruchtung Vatikan kritisiert Nobelpreis für Edwards

Rom · Der Vatikan hat die Ehrung des Pioniers der künstlichen Befruchtung, Robert Edwards, mit dem Nobelpreis für Medizin kritisiert. Die am Montag angekündigte Verleihung des Preises an den Briten sei "überhaupt nicht in Ordnung", sagte der Leiter der päpstlichen Akademie für das Leben, Ignacio Carrasco de Paula, der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

Der Vatikan kritisiert die Vergabe des Medizin-Nobelpreises an Robert Eedwards.

Der Vatikan kritisiert die Vergabe des Medizin-Nobelpreises an Robert Eedwards.

Foto: Bourn Hall, AFP

Ohne den britischen Wissenschaftler gäbe es "keinen Markt, auf dem Millionen von Eizellen verkauft werden". Auch würde "nicht eine Vielzahl von Kühlschränken gefüllt mit Embryonen" existieren, kritisierte der Geistliche, der sich im Namen des Vatikan zu ethischen Angelegenheiten äußert. Eizellen und Embryonen würden in den meisten Fällen aufgegeben und dann sterben, kritisierte Carrasco de Paula. Für dieses Problem sei Edwards verantwortlich. Außerdem sei die künstliche Befruchtung sehr teuer und keine wirkliche Lösung des Problems der Unfruchtbarkeit.

Der Vatikan lehnt die von Edwards entwickelte Reagenzglasbefruchtung ab, weil der Mensch damit zum Produkt und zur Ware werde. Zudem bildet die Reproduktionsmedizin nach Meinung der Kirche das Einfallstor für verbrauchende Embryonenforschung und für die Selektion behinderter Menschen.

Nobelpreis für Behandlung von Unfruchtbarkeit

Das Nobel-Komitee in Stockholm hatte zuvor seine Entscheidung für den 85-jährigen Forscher mitgeteilt: "Seine Erfolge haben die Behandlung der Unfruchtbarkeit möglich gemacht." Edwards war bereits in den 1950er Jahren auf die Idee gekommen, Embryos im Reagenzglas zu entwickeln. Gemeinsam mit dem 1988 verstorbenen Gynäkologen Patrick Steptoe entwickelte er die In-Vitro-Fertilisation, die Befruchtung im Reagenzglas.

Dabei werden einer Frau nach einer Hormonbehandlung reife Eizellen entnommen und auf einer Labor-Schale mit Spermien befruchtet. Anschließend werden die befruchteten Eizellen der Frau wieder eingepflanzt. 1969 gelang ihnen die erste Befruchtung einer Eizelle im Reagenzglas; am 25. Juli 1978 wurde das erste "Retortenbaby", Louise Joy Brown, geboren.

(AFP/felt)
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