Mit falschen Papieren oder Sondererlaubnis US-Historiker: 150.000 jüdische Soldaten dienten in Wehrmacht

Hamburg (rpo). Der US-Historiker Bryan M. Rigg kam bei einer Untersuchung zu einem überraschenden Ergebnis: Demnach haben rund 150.000 Soldaten jüdischer Abstammung während der Nazi-Herrschaft in der Wehrmacht gedient - entweder mit falschen Papieren oder mit einer Sondererlaubnis Adolf Hitlers.

<P>Hamburg (rpo). Der US-Historiker Bryan M. Rigg kam bei einer Untersuchung zu einem überraschenden Ergebnis: Demnach haben rund 150.000 Soldaten jüdischer Abstammung während der Nazi-Herrschaft in der Wehrmacht gedient - entweder mit falschen Papieren oder mit einer Sondererlaubnis Adolf Hitlers.

"Das Überraschendste für mich war, dass es überhaupt Soldaten jüdischer Abstammung in der Nazi-Wehrmacht gab, und nicht nur einige, sondern schätzungsweise 150.000", sagte Rigg dem ARD- "Kulturweltspiegel", der am Sonntag (28. September) um 22.45 Uhr ausgestrahlt wird.

An diesem Donnerstag erschien die deutsche Ausgabe von Riggs Buch "Hitlers jüdische Soldaten" (Schöningh Verlag, Paderborn, 457 Seiten, 119 Fotos, Euro 38,-- ISBN 3-506-70115-0). Vier Jahre recherchierte Rigg die individuellen Schicksale von über 400 ehemaligen jüdischen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges, interviewte sie oder ihre Verwandten.

Er sammelte Fakten, um zu begreifen, welche Motive Deutsche jüdischer Herkunft hatten, die Uniform eines Regimes zu tragen, das ihre Familienangehörigen im KZ ermorden ließ.

Hochrangige Offiziere für 'deutschblütig' erklärt

"Was mich besonders schockierte, war, dass Hitler persönlich Tausende von hochrangigen Offizieren für 'deutschblütig' erklärte," sagte Rigg im "Kulturweltspiegel". Bei der Luftwaffe beispielsweise hätten es einige jüdische Soldaten sogar bis in Spitzenpositionen geschafft: So sei Generalfeldmarschall Erhard Milch, Sohn eines jüdischen Vaters, auf Betreiben Görings von Hitler "arisiert" worden.

"Milchs jüdische Abstammung war allgemein bekannt. Für die jüdischen Soldaten war das eine große Hoffnung. Sie sagten: So lange ein Halbjude Generalfeldmarschall sein kann, gibt es auch für uns noch Hoffnung." Der Historiker beschreibt die absurde Situation vieler jüdischer Soldaten, für die der Dienst in der Wehrmacht die Rettung vor der Gaskammer bedeutete.

Im Oktober wird Rigg nach Deutschland kommen und sein Buch vorstellen, wie der Schöningh Verlag am Donnerstag mitteilte. Am 28. Oktober ist in Stuttgart eine gemeinsame Veranstaltung mit dem renommierten deutschen Historiker Prof. Eberhard Jäckel geplant, der das Vorwort zur deutschen Ausgabe von Riggs Buch geschrieben hat.

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