Duisburg Überwältigender Auftritt von Cat Power beim Traumzeit-Festival

Duisburg · Die Sängerin Cat Power hat beim Traumzeit-Festival ein umjubeltes Konzert gegeben.

 Trägst das Haar nun kurz: die amerikanische Sängerin Cat Power.

Trägst das Haar nun kurz: die amerikanische Sängerin Cat Power.

Foto: dpa

Das ist ein schönes Bild: Musik und Menschen zwischen Hochöfen, Kraftzentrale, Gieß- und Gebläsehalle des Landschaftsparks Nord, der nachts durch Jonathan Parks Lichtinstallation beleuchtet wird. Es hat etwas gefehlt in Duisburg, als 2012 das Traumzeit-Festival ausfiel. Jetzt feierte es Auferstehung — unter anderem mit dem seltenen Ereignis eines Auftritts der scheuen US-Sängerin Cat Power.

Hinter den Kulissen hat es ordentlich gescheppert, bis das Traumzeit-Festival wieder stattfinden konnte. Die Stadt trennte sich im Streit vom ehemaligen künstlerischen Leiter Tim Isfort und ließ es in Eigenregie vom Festivalbüro organisieren. Langjährige Besucher gerieten bei Durchsicht des neuen Programms indes ins Nörgeln: Der Grenzgang zwischen Jazz, Klassik, Neuer Musik, Pop und Rock sei durch einen Spaziergang durch seichte (Indie)-Pop-Gefilde ersetzt worden, Traumzeit nun ein Festival, wie es landauf und landab hundertfach zu finden ist. Tatsächlich sind Engagements wie die der viel gebuchten Künstler Editors, Thees Uhlmann oder Young Rebel Set nicht gerade Ausdruck eines ambitionierten Programms. Sie sorgten allerdings für ein nahezu ausverkauftes Festival.

Riesigen Jubel erntete etwa Pianist Kai Schumacher, der Rock- und Heavy-Metal-Kompositionen an die Hochkultur anschließt und zu feinen Jazzklavier-Perlen verarbeitet. Für ordentlich Gesprächsstoff sorgte auch das Fusion-Trio-Projekt der jungen Japanerin Hiromi, die wie ein Wirbelwind über die Tasten des Flügels fegte.

Der erstaunlichste, aufwühlendste Auftritt kam allerdings von Cat Power. Die Sängerin und Songwriterin ist für ihre emotionale Instabilität bekannt. Im Herbst noch hatte sie Auftritte wegen persönlicher und finanzieller Problemen abgesagt und wurde von ihren Fans dementsprechend sehnsüchtig erwartet. Nebel zog über die diffus beleuchtete Bühne, ein Ventilator drehte sich neben zwei Räucherstäbchen. Vielleicht wollte Charlyn Marshall Geister vertreiben, um den eigenen Dämonen Raum zu geben.

Der Körper zuerst nicht sichtbar, hauchte sie mit zarter, zerbrechlicher Stimme die ersten Zeilen von "The Greatest", diesem grandiosen Song, der davon handelt, wie der Fluss des Lebens und der Liebe jeden starken Willen brechen kann.

Wie fast alle ihre Songs kann Cat Power "The Greatest" als Pianoballade vortragen, doch ihre fantastische Band ließ ihn an diesem Abend wachsen, mit metallischen Gitarren und einem rumpelnden Schlagzeug. Es grollte der Wahnsinn. Trotzdem konnten sich die Sängerin und ihr Publikum am Ende des anderthalbstündigen Sets kaum voneinander trennen.

(RP/gre)
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