Genf Teilchenbeschleuniger am Cern wird weiter ausgebaut

Genf · Ende 2014 soll die 27 Kilometer lange Röhre fertig sein.

Nach der Entdeckung des Higgs-Teilchens ist das größte von Menschenhand gebaute Experiment am Wochenende in eine geplante Reparaturphase eingetreten. Der Teilchenbeschleuniger am Cern in Genf wird bis Dezember 2014 gewartet und weiter ausgebaut. Wenn in zwei Jahren die Versuche wieder aufgenommen werden, sollen die für wissenschaftliche Experimente zur Verfügung stehenden Energien fast doppelt so hoch sein wie bisher.

Am fast 27 Kilometer langen ringförmigen Beschleuniger werden einige Hunderttausend Kupfer-Kontakte getauscht, die durch die knapp vier Jahre des Betriebs in Mitleidenschaft gezogen worden sein könnten. Auch die bis zu 46 Meter hohen Detektoren, die die Messsignale empfangen, werden auseinandergebaut und auf Schäden untersucht.

Die Mechaniker werden täglich in Doppelschichten arbeiten, damit sie rechtzeitig fertig werden. Die Forscher sind derweil nicht untätig. Schon jetzt sind 140 Computerzentren in 34 Ländern damit beschäftigt, die Messwerte der bisherigen Experimente auszuwerten. Teilweise wird eine Datenmenge übertragen, die einer Spielfilm-DVD entspricht — und das in einer Sekunde.

Bisher erreichte das Cern eine Energie von acht Tera-Elektronenvolt. Noch nie kollidierten Elementarteilchen, die Protonen, bei einem kontrollierten Experiment mit so einer hohen Energie. Doch dieser Rekord ist nur ein Zwischenschritt — im Dezember 2014 will Cern mit 14 Tera-Elektronenvolt fast das Doppelte erreichen. Und je höher die Energie, desto tiefer können die Physiker bei der Auswertung der Protonen-Kollisionen in das blicken, was die Welt zusammenhält. Denn sie wollen einen Zustand billionstel bis millionstel Sekunden nach dem Urknall im damals noch jungen Universum simulieren — vor etwa 13,6 Milliarden Jahren. So nah kam man bisher noch in keinem Experiment an den Urknall heran.

(RP)
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