Köln Stimme mit Herz - Dolly Parton begeistert in der Kölner Arena

Köln · Cowboyhüte und Cowboystiefel in allen erdenklichen Größen und Farben füllen die Kölner Arena - am liebsten jedoch in Rosa. Rund 6000 Fans waren gekommen, um mit Countrylegende Dolly Parton auf ihrer "Blue Smoke Tour" das ländliche Amerika und seinen Sound zu feiern. Fast 40 Jahre, informiert der Veranstalter, sei sie nicht auf deutschen Bühnen zu erleben gewesen. Man mag das kaum glauben - wahrscheinlich, weil die Zeit der 68-Jährigen offenbar nichts anhaben kann.

Von der ersten Sekunde, in der Dolly Parton die Bühne betritt, versprüht sie eine unglaubliche Energie, der die Show mühsam mit flammendem Feuer auf den Videowänden zu entsprechen versucht: "This Girl Is On Fire", singt sie am Ende eines temporeichen Medleys, und ihre Stimme klingt so quietschig-geschmeidig wie eh und je. Schon bald singt sie einen ihrer größten Hits, "Jolene", und schraubt sich im Refrain mühelos in höchste Höhen.

Nach Dolly Partons Auftritt beim Glastonbury-Festival wurde ihr Playback-Gesang vorgeworfen, doch die Sängerin konterte selbstironisch: "Mein Brüste sind nicht echt, meine Haare sind nicht echt - aber was echt ist, sind meine Stimme und mein Herz." In Köln kamen keine Zweifel an der Echtheit ihres Gesangs auf - wenn er vom Band kam, dann war die Illusion so perfekt wie der Sitz ihrer blonden Perücke. Zu nahezu a cappella gesungenen Stücken wie dem betörenden "Little Sparrow" hingen die Fans atemlos an ihren Lippen. Kein Zweifel, dass sie später auch ihren Song "I Will Always Love You" ganz entspannt perfekt darbieten würde. Eigentlich ist er eng verknüpft mit der Geschichte von Aufstieg und Fall der Souldiva Whitney Houston. Wenn Dolly Parton ihn singt, steht er ganz für die Kunstfigur, die sie selbst darstellt, und die als Inbegriff des traditionellen Amerikas gilt.

In ausgiebigen Zwischenansagen erzählt die Sängerin vom Aufwachsen mit elf Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in den Smokey Mountains in Tennessee. Zwei der Smokey Mountains habe sie mitgebracht, sie lacht und schaut ins eigene Dekolleté - so geht Selbstironie à la Dolly Parton. Nachdem sie Gitarre, Saxophon und Mundharmonika gespielt hat, stimmt sie einen Gospel an der Orgel an. "Ich bin keine Heilige", sagt sie. Aus dem Publikum erntet sie dafür ein Amen.

(RP)
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