Sterne der Dankbarkeit

Wir müssen den Blick nicht gen Himmel richten, um Sterne zu sehen. Auch herzensgute Menschen leuchten hell - und sie sind mitten unter uns.

Sterne der Dankbarkeit
Foto: Zörner

Weil es auf Erden an strahlenden Vorbildern mangelt, greift mancher nach den Sternen, um Orientierung zu finden. Irdische Schönheit adeln wir, indem wir sie in den Himmel heben. Unsere geographische Navigation kommt - in Zeiten von GPS - vom "Himmel hoch"! Künstliche Himmelskörper weisen uns den Weg...

Wir markieren Hotels, Weine, gutes Essen und Kinofilme mit Sternchen, um damit ihren besonderen Wert zum Ausdruck zu bringen. Lassen wir doch diese Form der Auszeichnung auch menschlichen Qualitäten zukommen! Jenseits der Kochkünste und der Frage, wer "Shopping Queen" wird, ginge es bei dieser Punktevergabe um mitmenschliche Qualitäten: Herzlichkeit, Verantwortungsbewusstsein - Empathie. Die Bereitschaft, für andere da zu sein.

Das kann die junge Mutter sein, Anfang 20, die ihren kleinen Jungen nach schwerer Geburt in den Armen hält. Sie twittert trotz Erschöpfung und Schmerz: "Ich habe den schönsten Jungen der Welt!" Er heißt Louis und ist ihr Himmelsgeschenk. Der "Star" ihrer kleinen Familie.

Die Sternstunde für Frederike war der Intelligenztest für einen ihrer Schützlinge. Die Sonderpädagogin, in einer Schule für schwer Lernbehinderte am Niederrhein tätig, hat nach zwei Jahren erfahren, dass ihre Fürsorge einem Jungen neue Stärke gegeben hat. Er bekommt mehr mit, hat statt 60 einen IQ von fast 80. Zwar immer noch eingeschränkt, aber an sich gewachsen. Frederike hat viel Licht in sein junges Leben gebracht.

"Unsere Mutter Teresa kommt aus Polen": Das sagt eine Familie aus dem Düsseldorfer Umland, die in einer Mittfünfzigerin aus einer kleinen Stadt im polnischen Oberschlesien die fürsorgliche Wegbegleitung für den schwerkranken Vater gefunden hat. Mutter Teresa heißt Dorota, hilft gern und aufopferungsvoll - sehnt sich aber auch nach ihrer Familie mit Mann Adam und den Enkelkindern. Weihnachten wird sie zu Hause verbringen, der Pflegebedürftige sagt seinem Stern: "Ich bin krank - abschiedskrank."

Erinnern Sie sich noch an das Zugunglück in Meerbusch und den mutigen Lokführer, der gebremst hat, nach hinten gelaufen ist, die Passagiere gewarnt und damit Schlimmeres verhindert hat? Ein strahlender "Schutzengel" für viele, die durch sein mutiges Handeln vor Schlimmerem bewahrt wurden. Sie werden sich an Weihnachten seiner erinnern...

Aber auch viele Menschen, deren Leben in diesem Jahr verloschen ist, haben in unseren Gedanken von ihrem Sternenglanz nichts eingebüßt. Ihr Licht leuchtet hell - wie das von Peter aus Mönchengladbach. Der Mittsechziger, ein gesuchter Ratgeber und bekennender Menschenfreund, verstarb im Sommer. Für viele unerwartet. Sein Leid ertrug er still und leise - während er bis zuletzt anderen mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein besonderer Mensch mit bleibender Strahlkraft.

Wer Sterne vergeben will, braucht sich nur umzuschauen. Er muss den Blick nicht gen Himmel richten. Es genügt, im eigenen Umfeld Ausschau zu halten. Nach Mitmenschen, die Vorbildliches tun - weit mehr, als sie müssen. Die mitfühlend sind statt gleichgültig, herzensgut statt abgeklärt. In einer Gesellschaft, der man verallgemeinernd vorwirft, egoistisch zu sein und herzlos, in der Skandale und Unredlichkeiten viele an Anstand und Redlichkeit zweifeln lassen, gibt es sie doch - die Lichtquellen, die uns den Weg weisen. Sie hängen nicht hoch am Himmel: Wir sind überall und immer von ihnen umgeben.

Ist das jetzt weihnachtlich überzuckerte Verklärtheit? Zu viel emotionales Lametta?

Irgend sowas schwingt sicherlich mit, in dieser Zeit. Denn dazu ist sie da: zur Besinnung. Auch auf die Geschichte der "Heiligen Drei Könige": Sie folgten vertrauensvoll dem Stern, der sie zur Erfüllung ihrer Hoffnung führte. Ein solches Geschenk wünsche ich Ihnen zum Weihnachtsfest 2017!

Verschenken Sie in dieser heiligen Nacht viele Sterne! Ihre Sterne der Dankbarkeit!

(RP)
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