New Orleans sinkt ab Stadt steht auf dem Schlamm des Mississippis

New Orleans (rpo). Die Stadt New Orleans im US-Bundesstaat Lousiana ist auf dem Schlamm des Mississippi gebaut. Und genau da liegt das Problem. Denn der Schlamm setzt sich ab - und die Häuser sacken immer tiefer.

Der hölzerne Vorbau des Zweifamilienhauses in New Orleans neigt sich immer mehr zur Straße. Die Stufen der Veranda sind rissig. "Meine Frau und ich, wir liegen im Bett und bemerken jede Woche einen neuen Riss", sagt Stalios Leres, der in dem Doppelhaus wohnt. Grund für den Zerfall vieler Häuser und Straßen in New Orleans und Umgebung ist das Absinken des Bodens.

Während die meisten nordamerikanischen Städte auf felsigem Untergrund erbaut wurden, steht New Orleans im US-Staat Louisiana auf dem Schlamm des Mississippis. Dieser setzt sich im Laufe der Zeit immer mehr ab. Dieses Phänomen ist nicht neu, aber der Prozess hat sich nach Angaben von Experten während des 20. Jahrhunderts beschleunigt. Daran sind die Eingriffe des Menschen in die Natur nicht unschuldig. Zum einen wird der Mississippi durch Dämme in seinem Flussbett gehalten, um möglichen Überschwemmungen vorzubeugen - früher brachte jede Flut aber auch eine neue Bodenschicht mit sich. Zum anderen weisen die Fachleute auf die negativen Auswirkungen der stetig steigenden Bevölkerungszahl hin.

Risse in den Häuserwänden

Häuser, die nicht auf einem festen Fundament errichtet wurden, kippen und bekommen Risse. Von den Straßen sind vor allem diejenigen gefährdet, unter denen Wasserrohre und Abwasserkanäle verlaufen. In der Küstenregion stehen bereits weite Teile des Landes vollkommen unter Wasser. Einige Vorgärten sind schon zu Sumpfgebiet geworden. Die Situation sei so kritisch, warnen Experten, dass einige große Straßen für die Evakuierung von Bewohnern nicht zur Verfügung stehen könnten, wenn sich ein Hurrikan nähert. Die Straßen könnten bei Überbelastung sogar weggespült werden.

Es gibt verschiedene Lösungsvorschläge, um die Situation zu entschärfen. Allerdings sind viele von ihnen nicht umsetzbar. So hat man darüber nachgedacht, Düngemittel zu versprühen, um das Wachstum von Pflanzen zu fördern. Außerdem wurde überlegt, entlang des Mississippis Gräben auszuheben, um den Schlamm des Flusses weitläufiger zu verteilen. Diese Vorschläge wären aber nur umsetzbar, wenn das betroffene Land unbebaut wäre.

So bleibt derzeit nur eine Möglichkeit, den Bewohnern zu helfen: Sie besteht darin, ein Haus nach dem anderen zu stabilisieren. Die Gebäude müssen gewissermaßen aufgebockt werden, um sie vor dem Absinken zu schützen. Eine Technik die in Amerika "mudjacking" genannt wird, soll Abhilfe schaffen. Dabei werden Löcher in das Fundament des Hauses gebohrt, die dann mit einer Mischung aus Schlamm und Zement aufgefüllt werden. Das Gebäude wird angehoben und stabilisiert.

Wie weit sich der Boden von Louisiana bisher abgesenkt hat, darüber sind sich die Experten uneins. Roy Dokka, Professor für Geoinformatik, spricht von 15 bis 20 Zentimetern in den letzten 20 Jahren. Der Geologe Shea Penland ist der Meinung, dass diese Zahlen nur für einige Straßen, nicht aber für die gesamte Region gelten. Aber auch wenn Experten über die genauen Zahlen streiten, so ist man sich doch in einem einig: New Orleans ist abgesunken und wird weiter absinken.

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