Düsseldorf Sportlerinnen verbrennen mehr Fett

Düsseldorf · Frauen laufen und essen anders: Das Geschlecht spielt auch in der Sporternährung eine große Rolle. Ausdauer-Sportlerinnen verbrauchen weniger Kohlenhydrate und Proteine als Männer. Dafür nehmen sie durch Sport stärker ab. Die Menstruation hat Einfluss auf den Bedarf an Mineralien.

Laura hatte sich von Freunden ein Eiweißpräparat empfehlen lassen, weil sich bei ihrem Marathon-Training einfach kein Leistungszuwachs mehr einstellen wollte. Doch das weiße Pulver tat ihr überhaupt nicht gut. Laura fühlte sich müde und schlapp, ihre Leistungen gingen sogar zurück. Die Studentin war enttäuscht, doch für David Rowlands von der Universität von Neuseeland sind solche Erlebnisse kein Wunder: "Im Sport gibt es im Stoffwechsel von Männern und Frauen erhebliche Unterschiede – und das hat auch Einfluss auf den Nährstoffbedarf." Rowlands und sein Team untersuchten, inwieweit Sportler mit einer hohen Proteinzufuhr den Effekt einer intensiven Trainingseinheit steigern können. Dazu setzte man männliche und weibliche Probanden aufs Ergometer, um sie dort bis zur totalen Erschöpfung strampeln zu lassen. Danach gab es entweder ein paar Kohlenhydratriegel oder aber einen Mix aus Kohlenhydraten und Proteinen zum Verzehr. Zwei Tage später traten die Probanden erneut zum Test an, und die Ergebnisse waren eindeutig: Die männliche Protein-Gruppe zeigte um vier Prozent bessere Leistungen als vorher, während die weiblichen Proteinesser sich sogar weniger fit und ausgeruht fühlten. "Für eine einzige Trainingseinheit war dies schon ein beachtlicher Unterschied", so Rowlands.

Ein Unterschied, der, wie Mark Tarnopolsky von der McMaster University im kanadischen Hamilton erklärt, vor allem im Östrogen der Frauen begründet liegt. Denn das ist weit mehr als nur ein Sexualhormon: "Es sorgt auch dafür, dass Frauen während Ausdauerbelastungen mehr Fette und weniger Kohlenhydrate und Eiweiße verbrennen als Männer." Was einerseits bedeutet, dass Eiweiß- und Kohlenhydratpräparate weiblichen Ausdauersportlern kaum nutzen.

Das heißt andererseits aber auch, dass weibliche Diätkandidaten, weil ihr Körper ja bei körperlicher Betätigung verstärkt auf die Fettverbrennung zurückgreift, beim Abspecken auf Sport setzen und nicht nur ihre Ernährung umstellen sollten. Bei Männern hingegen zeigen Jogging, Radfahren und dergleichen weniger "Schmelzwirkung" auf die Fettdepots, ihr Königsweg zum Idealgewicht bleibt der Verzicht auf Bier, Torte, Fleisch und andere Kalorienbomben.

Das natürliche Fatburner-Talent der Frauen erklärt zudem, warum Marathonläuferinnen und andere Athletinnen aus dem Ausdauerbereich oft extrem abgemagert aussehen: In einer Studie der US-Universität Stanford in Kalifornien hatten elf von 17 Marathonläuferinnen einen Körperfettgehalt von gerade mal zehn Prozent. Dabei hätten sie getrost Fleisch- und Schokoladensoße über ihre obligatorischen Nudel- und Bananenberge gießen können, weil ihr Körper ja keine Probleme mit der Fettverbrennung hat. Für diese ausgemergelten Frauen ist es dann umso wichtiger, sich während der sportlichen Aktivität mit Glukosedrinks zu versorgen, um die Energiedepots in ihren Muskeln kurzfristig aufzufüllen.

Die physiologischen Voraussetzungen dafür sind günstig. "Während der sportlichen Betätigung verstoffwechseln Frauen glukosehaltige Drinks besser als Männer", betont Tarnopolsky. Bei Vitaminen und Mineralien ist der Bedarf männlicher und weiblicher Sportler – relativ zu ihrem Körpergewicht – dagegen weitgehend identisch.

Beim Zink haben Männer allerdings einen höheren Bedarf, weil sie über den Schweiß größere Mengen des Minerals ausscheiden. Weibliche Sportler hingegen brauchen mehr Eisen, weil sie über die Monatsregel viel davon verlieren. Generell sollten Sportlerinnen beim Essen und der Einnahme von Sportlernahrung berücksichtigen, dass ihr Menstruationszyklus erhebliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel hat. So werden Kohlenhydrate besser vor und Proteine besser nach dem Eisprung verarbeitet.

Langläuferinnen können also beispielsweise die erste Hälfte ihrer Menstruation für ihre Nudel- und Bananendiäten nutzen, um die Energiespeicher in ihren Muskeln aufzufüllen, und die Zeit danach eher fleisch- und proteinreich gestalten, um die Regeneration und den Aufbau der Muskeln zu unterstützen.

(RP)
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