Sokolov spielt Mozart und Rachmaninow

Klassik Wir wollen nun wirklich nicht bei jeder CD dieses großartigen Pianisten das große Jubellied anstimmen, weil auch dieser Mann nur ein Mensch ist, dem gelegentlich etwas misslingt. So war seine Aufnahme von Beethovens "Hammerklaviersonate" vor einiger Zeit geeignet, dass sein Ruhm ein paar Schlieren bekam. Sie klang recht altväterlich, ließ den aggressiven Schwung etwa in der Fuge vermissen und entbehrte dieser futuristischen Komponente, die Ludwig van Beethoven bei diesem Werk vorgeschwebt haben mag.

Klassik Wir wollen nun wirklich nicht bei jeder CD dieses großartigen Pianisten das große Jubellied anstimmen, weil auch dieser Mann nur ein Mensch ist, dem gelegentlich etwas misslingt. So war seine Aufnahme von Beethovens "Hammerklaviersonate" vor einiger Zeit geeignet, dass sein Ruhm ein paar Schlieren bekam. Sie klang recht altväterlich, ließ den aggressiven Schwung etwa in der Fuge vermissen und entbehrte dieser futuristischen Komponente, die Ludwig van Beethoven bei diesem Werk vorgeschwebt haben mag.

Doch nun kommt Grigory Sokolov mit einer neuen Platte bei der Deutschen Grammophon daher, und ich bin geneigt, sie abermals in den Himmel zu katapultieren. Er spielt zwei Werke, die scheinbar nicht zueinander passen: Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 488 und das Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll von Sergej Rachmaninow - also die apollinische Heiterkeit und Gelassenheit Mozarts gegen die titanenhafte Donnerlust Rachmaninows. Sokolov gelingt bei Mozart das Kunststück, Süße und Schwermut, Beredsamkeit und Lichtspiel ineins zu bringen, allerdings ist das Mahler Chamber Orchestra unter Leitung von Trevor Pinnock ein herrlich mitteilungsfreudiger Partner.

Und dann folgt sozusagen ohne Pause das Rachmaninow-Konzert, dieser furchterregende Overkill pianistischer Materialerprobung. Sokolov ist hier in seinem Element, aber sein Spiel hat nichts Schwerblütiges, im Gegenteil: Man ahnt die Gefahren, geht aber spielerisch mit ihnen um. Eine solche Virtuosität, wie Sokolov sie bietet, ist nicht von dieser Welt. Das BBC Philharmonic Orchestra unter Yan Pascal Tortelier begleitet famos. Man sei indes nicht enttäuscht: Diese CD ist keine Dokumentation aktueller Präferenzen Sokolovs.

Die Mozart-Aufnahme stammt von 2005, die Rachmaninow-Aufnahmen von 1995. Der Meister hat sie jetzt erst freigegeben, um die Gemeinde zu sättigen. Diesem Zweck, den ungreifbaren Giganten Sokolov seinen Fans näherzubringen, dient auch die beigefügte DVD mit einem Film von Nadia Zhjdanova utner dem Titel "Grigory Sokolov - A Conversation That Never Was". Natürlich hat der Pianist auch ihr kein Interview gegeben, aber sie erkundet den Umraum, in dem er wirkt.

Wolfram Goertz

(RP)
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