Duisburg Schneider verabschiedet Direktor Thiesbonenkamp bei der Kindernothilfe

Duisburg · Nachfolgerin wird die bayerische Pfarrerin Katrin Weidemann. Das evangelische Hilfswerk unterstützt 1,5 Millionen Kinder in 29 Ländern.

Auch ein leidenschaftlicher Busfahrer ist er, und wer dies in den Bereich einer vielleicht netten Marotte abzuschieben versucht, verkennt die dahinterstehende Haltung: in Bewegung zu bleiben und unterwegs zu sein, um Menschen begegnen zu können. Am Steuer saß der evangelische Theologe bis gestern auch bei der Kindernothilfe (KNH), die ihren Sitz zwar in Duisburg hat, doch in vielen Ländern weitaus bekannter sein dürfte als dort. Über 1,5 Millionen Kinder in fast 900 Projekten werden von der christlichen Organisation betreut, die 1959 das Diakonische Werk und die Evangelische Kirche im Rheinland ins Leben gerufen hatten. Ein solches Engagement hört sich beinahe unüberschaubar an. Vielleicht hat Jürgen Thiesbonenkamp in seiner elfjährige Direktorenzeit auch darum die Hälfte der 29 Projektländer selbst bereist. In Augenschein nehmen, was ist, und Menschen begegnen, die es betrifft - das gehörte zum Führungsstil des Theologen, der zuvor sechs Jahre Superintendent des Kirchenkreises Moers war und Gemeindepfarrer in Duisburg-Rheinhausen. Dort beteiligte er sich am Arbeitskampf um das Kruppsche Hüttenwerk - an der Seite seines Pfarrerkollegen Nikolaus Schneider, der als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland gestern auch den Gottesdienst zur Verabschiedung Thiesbonenkamps leitete. Zur Feier waren überdies KNH-Botschafterin Christina Rau gekommen sowie Projektpartner aus Indien, Haiti und Somaliland. Afrika kannte der 65-Jährige bereits aus einer früheren seelsorgerischen Arbeit gut: Sieben Jahre lebte er mit seiner Familie als Seemannspastor in Kamerun - eine Betreuung für Menschen, die auf permanenter Reise sind.

Der größte Erfolg jedes Hilfswerks wäre dessen Abschaffung. Die wachsenden Aufgaben der Kindernothilfe sind aber deshalb kein Zeichen mangelnder Wirksamkeit, sondern vielmehr Ausdruck steigender Bedürftigkeit. So mussten die KNH-Zentrale ausgebaut und die Zahl der Mitarbeiter von 110 auf 140 aufgestockt werden. Das Spendenaufkommen stieg zuletzt um vier Prozent und lag 2013 bei 58,5 Millionen Euro. Auch dies ist ein Spiegel zunehmender Aufgaben, die künftig von der bayerischen Pfarrerin Katrin Weidemann als neue Vorsitzende gestaltet wird. Die 51-Jährige war unter anderem im Auftrag von "Mission Eine Welt" in Tansania tätig. Auch mit neuer Führung wird die Aufgabe eine alte bleiben: die Welt für Kinder gerechter und auch sozialer zu machen.

(RP)
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