Bernsteinzimmer gefunden? Schatzsuche im Erzgebirge

Deutschneudorf · Nur etwas mehr als 1000 Einwohner hat Deutschneudorf. Aber derzeit schauen Historiker der ganzen Welt auf das Dorf im Erzgebirge. Denn dort ist man unbeirrt auf der Suche nach dem legendären Bernsteinzimmer und hegt derzeit konkrete Hoffnungen auf den spektakulären Fund.

Februar 2008: Schatzsuche im Erzgebirge
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In dieser Woche haben die Vorbereitungen für erneute Grabungen in dem "derzeit wahrscheinlich interessantesten Baggerloch Deutschlands" begonnen, wie es Bürgermeister Heinz-Peter Haustein nennt. Die Schatzsucher sind geradezu elektrisiert, seitdem ein Spezialortungsgerät in 20 Meter Tiefe rund 1,9 Tonnen Gold geortet hat.

"Eisen kann es nicht sein, der Computerausdruck verwies eindeutig auf Gold", sagt Haustein. "Wir haben die Arbeiten aus Sicherheitsgründen unterbrochen. Ich habe die zuständigen Behörden um Amtshilfe gebeten, damit wir das gemeinsam herausholen noch vor Ostern." Nun hoffen die Schatzsucher, unterstützt von der Bergsicherung Schneeberg, ab Freitag mit schwerem Gerät zu den unterirdischen Hohlräumen vordringen zu können.

Schon vor zehn Jahren hatte der erfolgreiche Unternehmer für Schlagzeilen gesorgt, als er das seit dem Zweiten Weltkrieg verschollene "Achte Weltwunder" aus dem "Gold der Ostsee" in dem beschaulichen Ort an der Grenze zu Tschechien vermutete. Die Schatzsuche nach dem Bernsteinzimmer in dem stillgelegten Bergwerk, einem 7,4 Quadratkilometer großen Labyrinth in verschiedenen Etagen, hatte bisher allerdings keinen Erfolg gebracht.

Doch nun scheint sich eine Wende anzudeuten. Der Experte Christian Hanisch aus Schleswig-Holstein hat vor acht Wochen im Nachlass seines Vaters Aufzeichnungen mit Koordinaten dieses Ortes gefunden, an dem die Nazis zum Kriegsende 1,9 Tonnen Gold versteckt haben sollen. "Diese Koordinaten stimmen exakt mit unseren Messergebnissen überein. Vielleicht haben wir endlich Glück."

Haustein ist seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Auf seiner Homepage erfährt man, dass er "Mit großer Leidenschaft auf der Suche nach dem legendären Bernsteinzimmer" ist. Der FDP-Politiker ist seit 1994 ehrenamtlicher Bürgermeister der etwa 1.200 Einwohner zählenden Gemeinde.

Seit 1945 vermisst

Bisher haben Experten und Hobby-Schatzsucher erfolglos in Bunkern, Bergstollen und Seen nach dem Bernsteinzimmer gegraben. Die Suche in den Kellern unter dem ehemaligen Nazi-Gauforum in Weimar war ebenso ergebnislos verlaufen wie die in einem verschütteten Führerbunker der SS im thüringischen Jonasthal, an der litauischen Ostseeküste bei Klaipeda oder in einem ehemaligen Steinbruch bei Coburg. Bernstein besteht aus 50 Millionen Jahre alten Harztropfen.

Indessen gibt es eine ganze Reihe verschiedenster Theorien über den Verbleib des Bernsteinzimmers, das Anfang des 18. Jahrhunderts in Berlin geschaffen worden war. 1716 hatte es der russische Zar Peter der Große vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. erhalten, der dafür 55 Leihsoldaten von überdurchschnittlicher Länge für sein Garderegiment "langer Kerls" aus St. Petersburg bekam. 1941 raubte die deutsche Wehrmacht das Bernsteinzimmer aus der Zarenresidenz und brachte es ins Königsberger Schloss. Vier Jahre später verlor sich die Spur.

Am 31. Mai 2003 übergaben der russische Präsident Wladimir Putin und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder zur 300-Jahr-Feier von St. Petersburg eine Kopie des "Achten Weltwunders" der Öffentlichkeit im Katharinenpalast in Zarskoje Selo.

(ap)
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