Lehrerverbände protestieren Rheinland-Pfalz schafft die Hauptschule ab

Mainz (RPO). Die rheinland-pfälzische SPD-Landesregierung wird die Hauptschulen bis 2013 abschaffen und durch erweiterte Realschulen ersetzen. Neben Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen soll es landesweit nur noch die "Realschule plus" geben. Lehrerverbände üben scharfe Kritik an dem Vorhaben.

So waren unsere Nationalkicker in der Schule
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Foto: ddp

"Unser Ziel ist, möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu guten und höheren Bildungsabschlüssen zu führen, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken", sagte Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) am Dienstag in Mainz. In dieser neuen Schulform sollen die Schüler sowohl den Hauptschulabschluss als auch die Mittlere Reife erwerben können.

Nach Ahnens Worten wird es in der "Realschule plus" eine Orientierungsstufe bis zur Klasse sieben geben, in der die Schüler zunächst gemeinsam lernen. Daran anschließend sei je nach Schule die Trennung der Bildungsgänge in einen Haupt- und einen Realschulzweig oder ein weiterer gemeinsamer Unterricht aller Schüler möglich. Die Klassengröße werde in der Orientierungsstufe auf 25 Schüler begrenzt.

Um die neue Form der Realschule weiter aufzuwerten, soll ihr nach Möglichkeit vor Ort eine Fachoberschule angegliedert werden, an welcher die Jugendlichen die Fachhochschulreife erwerben können, erklärte Ahnen. Dies sei ein wichtiges Signal an die Eltern, dass die "Realschule plus" hervorragende Perspektiven für ihre Kinder biete. Die Ministerin kündigte eine baldige Novellierung des rheinland-pfälzischen Schulgesetzes an. Die Schulreform soll 2009 beginnen.

Ab dem Schuljahr 2013/14 sei die neue Struktur verbindlich, sagte die SPD-Politikerin. Spätestens dann soll es in Rheinland-Pfalz keine eigenständigen Hauptschulen mehr geben. Die Reform reagiere auf das veränderte Wahlverhalten der Eltern und greife die demographische Entwicklung auf, erklärte Ahnen. Sowohl der Bevölkerungsschwund in den ländlichen Gebieten als auch die schwindende Akzeptanz der Hauptschule in der Bevölkerung führen dazu, dass immer weniger Eltern ihre Kinder nach der Klasse vier an Hauptschulen anmelden.

Lehrerverbände kritisieren Reformplan

Lehrerverbände reagierten kritisch auf den Reformplan. So erklärte der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, mit der Abschaffung der Hauptschule ließen sich nicht die Hauptschüler und deren individuelle Bedürfnisse auf Förderung abschaffen: "Im Endeffekt werden die Verlierer die bisherigen Hauptschüler, aber auch die bisherigen Realschüler sein." Dagegen kritisierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Reform als nicht weitgehend genug. Das Konzept der Landesregierung ändere nichts daran, dass Schülerinnen und Schüler viel zu früh auf unterschiedliche Schularten aufgeteilt würden.

Unterschiedlich reagierte die Opposition im Mainzer Landtag auf die Pläne. Die FDP bezeichnete die "Realschule plus" als Etikettenschwindel: "Die SPD-Regierung geht mit ihrem Konzept einen großen Schritt in Richtung Gemeinschaftsschule", kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der Liberalen, Nicole Morsblech. Dagegen bezeichnete der CDU-Bildungspolitiker Josef Keller die Vorschläge Ahnens als diskussionswürdig. Mit dem Erhalt eines eigenständigen Hauptschulabschlusses sei die Ministerin einer wichtigen Forderung der Union gefolgt.

(ap)
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