Restaurierte Urkunden in Köln wieder zugänglich

Köln Rund drei Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs sind die ersten restaurierten Archivalien wieder für die Öffentlichkeit einsehbar. In einem Lesesaal im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum (RDZ) in Porz können Teile der Bibliothek und Fotosammlung und erste restaurierte mittelalterliche Urkunden und Handschriften studiert werden.

"Wir wollen möglichst viel Archivgut in möglichst kurzer Zeit zugänglich machen", erklärt die Leiterin des Stadtarchivs, Bettina Schmidt-Czaia. Insgesamt konnten 95 Prozent des Bestandes aus dem Einsturzloch am Heumarkt gerettet werden. Allerdings rechnet sie damit, dass es noch bis 50 Jahre dauern werde, bis der Bestand restauriert und geordnet worden ist. Die Kosten werden auf 400 Millionen Euro geschätzt. "Ein einzelner Papierrestaurator würde 6500 Jahre brauchen", sagt die Leiterin.

Für eine zügigere Restaurierung mangelt es vor allem an ausgebildeten Fachkräften. 15 Stellen für Papierrestauratoren kann Schmidt-Czaia nicht besetzen. "Daher vergeben wir viele Aufträge an freie Papierrestauratoren", fügt sie hinzu. So wurde der historisch wichtige Verbundbrief von 1396, in dem die Herrschaft des Rates über Köln festgeschrieben wurde, bei einem Dienstleister wiederhergestellt. Die Urkunde hatte den Einsturz fast unbeschadet überstanden, allerdings waren die 22 Siegel der Kölner Gaffeln (Bürgerzünfte) weitgehend zerstört worden. "Die Siegelfragmente wurden unter dem Mikroskop in 100-stündiger Arbeit zusammengesetzt", erklärt die Archivleiterin. Somit steht der Brief der Forschung zur Verfügung wie 600 weitere Urkunden aus der Zeit von 922 bis 1815. Insgesamt beläuft sich der Bestand des Archivs auf 60 000 Pergamenturkunden.

Die 125 Mitarbeiter des RDZ arbeiten aber nicht nur an mittelalterlichen Urkunden, sondern auch an Akten aus allen Jahrhunderten. Nachdem die meisten Akten aus der mit Wasser vollgelaufenen Baugrube gerettet werden konnten, wurden sie tiefgefroren. Nun werden sie im RDZ gefriergetrocknet, damit ihnen die Feuchtigkeit entzogen wird. "Jede Seite muss nun per Hand gesäubert werden", erklärt die Chefin des Stadtarchivs. Jetzt warten noch 20 Regalkilometer.

(RP)
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