Raumfahrtprogramm erneut gescheitert Raketen-Explosion in Brasilien

Rio de Janeiro (rpo). Bei der Explosion einer Satelliten-Träger-Rakete sind in Brasilien mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Der tragische Unfall hat das Land bei seiner Raumfahrtforschung erneut stark zurückgeworfen.

<P>Rio de Janeiro (rpo). Bei der Explosion einer Satelliten-Träger-Rakete sind in Brasilien mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Der tragische Unfall hat das Land bei seiner Raumfahrtforschung erneut stark zurückgeworfen.

Das teilte die Luftwaffe am späten Abend (Ortszeit) in Sao Luis im Land Maranhao mit. Die Bergung der Leichen sei wegen der "Überhitzung" an der Unfallstelle bis Samstag abgebrochen worden. Medien hatten die Zahl der Toten auf 25 bis 30 geschätzt. Es gebe außerdem viele Verletzte, hieß es.

Verteidigungsminister José Viegas erklärte, ein "ungewollter Zündungsprozess unbekannter Ursache" an einem der vier Motoren der Rakete VLS-1 habe den Unfall ausgelöst. Das sei bei der Vorbereitung eines für Montag geplanten Abschusses der Rakete gegen 13.30 Uhr (Ortszeit) passiert. Die meisten Opfer waren den amtlichen Angaben zufolge Zivilisten, die zum Zeitpunkt der Explosion in der Nähe der Abschussrampe gearbeitet hätten. "Die genauen Umstände des Unfalls werden so schnell wie möglich geklärt werden", versprach Viegas.

Die Explosion wurde erst nach mehreren Stunden bekannt gegeben. Der Nachrichtenfluss blieb auch danach unter anderem deshalb gering, weil die Luftwaffe offiziell kaum Auskünfte gab und den Zugang auf die Basis verweigerte. Angehörige von Technikern und Soldaten, die auf der Basis arbeiten, versammelten sich vor den Toren und forderten verzweifelt Informationen. Bilder der Tragödie konnten nur einige Augenzeugen vermitteln. "Ich saß auf dem Balkon meines Hauses, das Dutzende Kilometer von der Basis entfernt liegt, als ich plötzlich die Explosion hörte und einen riesigen Rauchpilz sah. Es gab auch viel Feuer", erzählte der frühere Staatspräsident José Sarney.

Die 19 Meter lange und 50 Tonnen schwere Rakete sollte am Montag mit zwei in Brasilien gebauten Satelliten ins All starten. Der Unfall war ein neuer Rückschlag für das brasilianische Raumfahrtprogramm. Die zwei ersten Abschussversuche einer VLS-Rakete auf dem Stützpunkt Alcantara waren 1997 und 1999 gescheitert. Todesopfer hatte es bei den vorherigen Unfällen aber nicht gegeben. Der Bau jeder Satelliten-Träger-Rakete kostete Brasilien nach offiziellen Angaben 6,5 Millionen US-Dollar. Zum Zeitpunkt der Explosion verhandelte das südamerikanische Land mit einer Delegation aus der Ukraine über eine Zusammenarbeit im Raumfahrtbereich.

Der Leiter der Raumfahrtagentur AEB, Luiz Bevillacqua, spielte derweil die Tragödie herunter. "Wenn man Angst vor Fehlern hat, macht man keinen einzigen Schritt. Wir werden aus dem Unfall lernen", sagte er. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva ließ in Brasilia mitteilen, dass er den Unfall tief bedauere. Das brasilianische Raumfahrtprogramm werde aber fortgesetzt werden, versicherte er.

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