Galileum in Solingen Hier passt der Himmel in eine Kugel

Solingen · Im Juli wird das Galileum Solingen nach rund zweieinhalbjähriger Bauzeit eröffnet. Erstmals wurde in einem stillgelegten Kugelgasbehälter ein Planetarium eingebaut. Ein Blick hinter die Kulissen des Mammut-Projekts.

 Für das Galileum in Solingen werden künftig rund 35.000 Besucher pro Jahr erwartet.

Für das Galileum in Solingen werden künftig rund 35.000 Besucher pro Jahr erwartet.

Foto: FOTODESIGNSCHWARZ

„Der Himmel ist eine Kugel“ – der Satz auf seinem T-Shirt ist für Frank Lungenstrass Programm. Er hat sich schon vor Jahren dem Projekt Galileum verschrieben und blickt nun dem Ende einer langen Zielgeraden entgegen: In einem stillgelegten Kugelgasbehälter der Solinger Stadtwerke wird im Juli die neue Erlebniswelt aus Planetarium und Sternwarte eröffnet, an deren Planung und Entwicklung der Physiker seit Jahren beteiligt ist.

„Alles läuft nach Plan“, erklärt Lungenstrass während des Rundgangs über die Baustelle. Seit 8.30 Uhr ist er vor Ort Ansprechpartner für alle Handwerker und Entwickler. Eigentlich ist Lungenstrass stellvertretender Leiter der Volkshochschule Hilden/Haan. Das Galileum unterstützt er ehrenamtlich als Geschäftsführer und Schatzmeister der Walter-Horn-Gesellschaft. Der Verein ist der Hauptinitiator des Galileum-Projektes. „Wir Mitglieder wechseln uns tageweise ab, um hier einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten“, erklärt er.

Anders geht es nicht auf der Großbaustelle am Walter-Horn-Weg. USA, Japan, Frankreich – die Liste der beteiligten Firmen ist lang und international. Über 40 Unternehmen sind eingebunden, jeder muss sich an den Zeitplan und festgelegte Abläufe halten.

So wird in den nächsten Tagen der neue Sternenprojektor aus den USA erwartet. In der Kuppel mit einem Durchmesser von zwölf Metern und einer speziellen Beschichtung aus tausenden millimetergroßen Löchern wird er demnächst die perfekte Illusion eines Sternenhimmels erstrahlen lassen – unabhängig von Wetter, Tageszeit und Umweltbedingungen. Eine Reise 10.000 Jahre in die Vergangenheit ist dann genauso möglich wie ein Blick in die ferne Zukunft. Auch spannende Flüge durch das Sonnensystem und die Betrachtung unseres Planeten aus dem Weltall macht modernste Technik möglich.

Wem die perfekte Illusion des Weltalls nicht reicht, der kann in den realen Himmel blicken: Auf dem Dach des Hauptgebäudes ist die Sternwarte aufgebaut. Moderne Teleskope und ein Fernrohr sind hier montiert und erlauben den Blick ins All: „Mit dieser Technik können wir problemlos Galaxien in einer Entfernung von mehreren 100 Millionen Lichtjahren beobachten. Frühstadien von Galaxien sogar in über drei Milliarden Lichtjahren Entfernung“, erläutert der Physiker. Digitale Technik vernetzt Rechner, Kameras und Teleskope, alles lässt sich bequem vom Verwaltungstrakt aus steuern.

Ebenso schwer vorstellbar wie die astronomischen Dimensionen sind die finanziellen: „Wir hoffen, dass wir auf jeden Fall unter der Neun-Millionen-Marke bleiben“, sagt der Schatzmeister. Den Löwenanteil von rund fünf Millionen Euro hat das Land NRW aus Mitteln der Städtebauförderung bereitgestellt. Den Rest hat die Walter-Horn-Gesellschaft durch Spenden und Sponsoring zusammengetragen. „Ohne ein paar sehr großzügige Spender aus der Region hätten wir das Projekt nicht stemmen können“, sagt Lungenstrass.

Er war von Beginn der Planungen an dabei. Erste Überlegungen, die alte Sternwarte an der Sternstraße in Solingen zu erweitern, gab es bereits im Jahr 2004. „Wir wollten uns vergrößern und moderner werden“, erinnert sich Lungenstrass. Nachdem die Solinger Stadtwerke den Kugelgasbehälter an der damaligen Tunnelstraße 2009 stilllgelegt hatten, entstand die Idee, dorthin umzusiedeln. Im Spätsommer 2016 begannen die Umbauarbeiten. Mittlerweile heißt die Adresse des Galileums übrigens Walter-Horn-Weg, zu Ehren der betreibenden Vereins.

Die Kombination von Sternwarte plus Planetarium unter einem Dach ist übrigens eine Seltenheit. „Genaue Zahlen kenne ich nicht, aber viele Einrichtungen dieser Art gibt es davon nicht in Deutschland“, weiß Lungenstrass.

Rund 35.000 Besucher erwarten die Organisatoren künftig pro Jahr im Galileum. Menschen aus der ganzen Region und jeden Alters möchte der Verein für die Astronomie begeistern. So können künftig große und kleine Besucher Naturwissenschaft hautnah erleben und spannenden Weltall-Geheimnissen nachspüren. Dazu wird es regelmäßige Rahmenveranstaltungen für Kindergärten, Schulen, Familien und Erwachsene geben, sowie wechselnde Ausstellungen und Schulungen. Die Faszination des Alls hat unendlich viele Facetten jenseits von Physikunterricht und komplexer Theorie.

Gut, dass hier im Galileum der Himmel in eine Kugel passt.

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