Weitere Ergebnisse vorab bekannt Pisa: Keine Verbesserungen in Lesen und Mathe

Stuttgart (RPO). Der Jubel über die Verbesserungen deutscher Schüler im Pisa-Test war offenbar verfrüht. Am Wochenende wurden weitere Ergebnisse vorab bekannt. Demnach gibt es an den deutschen Schulen in den Kernfächern Lesen und Mathematik keinen Fortschritt zu verzeichnen.

So reagierten die Länder auf den Pisa-Schock
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Foto: ddp

Einem Bericht der Stuttgarter Zeitung zufolge belegen die Schüler in Deutschland bei Lesen und Mathematik den 14. Platz unter den 30 OECD-Staaten. Korea, Finnland und Kanada lägen im Lesen mit weitem Abstand vorne, in Mathematik führten ebenfalls Finnland und Korea sowie die Niederlande die OECD-Rangliste an. Das Ranking aller 57 Pisa-Teilnehmerstaaten werde aber nach wie vor geheim gehalten und fehle in der offiziellen Zusammenfassung des Pisa-Konsortiums.

Kinder mit Migrationshintergrund hinken ihren Altersgenossen dem Bericht zufolge noch immer weit hinterher. Allerdings stelle Pisa 2006 erhebliche Leistungsunterschiede zwischen den Migrantengruppen fest: Ausländerkinder der zweiten Generation sind demnach schwächer als Migrantenkinder der ersten Generation.

Trotz dieser enttäuschenden Befunde sieht das nationale Pisa-Konsortium die deutschen Schulen jedoch offenbar auf einem guten Weg. Neben dem besseren Abschneiden der 15-Jährigen in den Naturwissenschaften gebe es vor allem "nachweisbare Verbesserungen" bei der sozialen Gerechtigkeit im Klassenzimmer, berichtet die "Stuttgarter Zeitung" (Samstagausgabe) unter Berufung auf die Zusammenfassung der deutschen Pisa-Ergebnisse, die am Dienstag vorgestellt werden sollen.

Der Leiter des deutschen Pisa-Konsortiums, Manfred Prenzel, sehe die deutschen Ergebnisse insgesamt außerordentlich positiv, schreibt die Zeitung. Zwar sei der Zusammenhang zwischen Schulerfolg und Elternhaus nach wie vor zu stark. "Aber die Befunde zeigen eine Lockerung des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und Kompetenz", wurde Prenzel zitiert. Insgesamt sind die Schulen demnach eindeutig auf dem Weg nach oben: "Betrachtet man auf internationaler Ebene, was sich in den OECD-Staaten an Entwicklungen seit Pisa 2000 ergeben hat, dann fällt Deutschland positiv auf", wird Prenzel zitiert. Im Gegensatz dazu hätten andere Staaten sich deutlich verschlechtert.

Zweifel an Erfolg der Reformen

Bundesbildungsministerin Annette Schavan warnte vor nachlassendem Reformwillen und föderaler Kleinstaaterei. Die Pisa-Ergebnisse zeigten "deutliche Verbesserungen der Leistungen in den Naturwissenschaften, das ist ermutigend", sagte sie der "Wirtschaftswoche". "Die Freude über die Ergebnisse sollte uns nicht verführen, den Reformeifer einzustellen." So müsse etwa die frühkindliche Bildung gestärkt werden, damit alle Kinder gleiche Chancen hätten.

Die Bundesländer, die die Verantwortung für die Schulpolitik haben, ermahnte Schavan zu einer besseren Abstimmung: "Wettbewerb zwischen den Ländern ist grundsätzlich gut, aber es fehlen noch Spielregeln zwischen den Ländern." Wenn sich der Föderalismus "als Kleinstaaterei erweist, fährt er an die Wand", sagte Schavan. Die Ministerin forderte eine gesamtstaatliche Strategie des Bundes und der Länder in Bildungsfragen, ähnlich wie in der Schweiz.

Der Bildungsökonom Ludger Wößmann vom Ifo-Institut bezweifelt, dass die besseren Ergebnisse in der Iglu-Studie tatsächlich auf Schulreformen zurückzuführen sind. Iglu zeige, dass der Pisa-Schock "vor allem bei den Eltern angekommen ist", sagte er. So weise die Studie nach, dass Väter und Mütter ihre Kinder heute viel stärker beim Lesen förderten als früher.

Nach Informationen des "Spiegel" haben bei der Pisa-Studie mehrere Staaten teilnehmende Schüler mit Geld oder sonstigen Anreizen angespornt. So hätten etwa amerikanische Schüler bis zu 50 Dollar für das Ausfüllen der Pisa-Fragebögen bekommen, berichtete das Magazin unter Berufung auf ein internes Papier des deutschen Pisa-Konsortiums. Das Konsortium befürchte, dass die Ergebnisse dadurch nicht mehr repräsentativ sein könnten.

(ap)
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