Franziskus krempelt die Kirche um Pfarrer loben Schreiben des neuen Papstes

Düsseldorf · Als Papst Franziskus sein erste Apostolisches Schreiben veröffentlichte, ließ das die Kirche erbeben. "Evangeli Gaudium" könnte einen historischen Wendepunkt markieren. In der Region stößt das revolutionäre Denken des Papstes auf Wohlwollen, zum Teil Begeisterung. Wie Pfarrer über das Schreiben denken, verrieten sie in unserer Umfrage.

Pfarrer aus NRW über das neue Denken von Papst Franziskus
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Das Apostolische Schreiben "Evangelii Gaudium" ("Freude des Glaubens") von Papst Franziskus ist seit Ende November in der Welt. Das 180 Seite starke Werk "Über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute" wurde weltweit beachtet und gilt als bahnbrechende Regierungserklärung des neuen Pontifex.

Neben starken sozialkritischen, antikapitalistischen Aspekten finden sich selbstkritische Aufrufe an die Weltkirche, von ihrem römischen Zentralismus Abschied zu nehmen. Dieser Zentralismus kompliziere die notwendige missionarische Dynamik. Auch verlangt der Papst eine Kirche der offenen Türen. Er schreibt dazu: "Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer." Die Kirche sei keine Zollstation, vielmehr ein Vaterhaus, wo Platz für jeden mit seinem mühevollen Leben sei.

Franziskus erwartet von seinen Bischöfen, Priestern und Diakonen, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen, als gute Hirten den Geruch der Schafe anzunehmen, statt sich überheblich abzuschotten. Dazu formuliert er seine Kernbotschaft: "Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist."

Papst Franziskus tröstet einen Kranken
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Papst Franziskus tröstet einen Kranken

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Bei den Pfarrern der Region läuft er damit offene Türen ein. "Das Apostolische Schreiben 'Evangelii gaudium' ist für mich ermutigend, befreiend und herausfordernd", sagt etwa Bernhard Lücking, Stadtdechant in Duisburg. Mit seiner Meinung steht er nicht allein. Zwölf weitere Geistliche äußerten in unserer Umfrage große Sympathien.

Auch in Taten hat sich der Wandel im Vatikan bereits gezeigt. Im Juli dieses Jahres besuchte Papst Franziskus bei seiner ersten Fernreise und als erster Papst die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa, die Ziel vieler Armutsflüchtlinge aus Afrika ist. Er sprach mit Afrikanern, dankte den Insulanern für ihre Hilfsbereitschaft, bat um Vergebung für die im Jahresdurchschnitt 1500 bei Überfahrten ertrunkenen Bootsflüchtlinge und kritisierte die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" gegenüber diesem Elend.

Beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro rief er in einer Favela zur Überwindung von sozialer Ausgrenzung auf, lehnte die Legalisierung von Drogen ab und kritisierte Polizeieinsätze zur gewaltsamen Befriedung von Protesten. In Gottesdiensten rief er Amtsträger dazu auf, "Christus in den Armen zu dienen", Elendsviertel aufzusuchen, Jugendliche einzuladen, Christus auch an den Rändern der Gesellschaft zu folgen und eine "Kultur der Begegnung" aufzubauen.

(Mc)
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