Vor 100 Jahren wurde der Vater der Atombombe geboren Oppenheimer: Das Gewissen der Atombombe

Düsseldorf (rpo). Sein Name ist untrennbar mit der Atombombe verbunden: Robert Oppenheimer. Doch er steht genauso für das moralische Dilemma eines Wissenschaftlers, dessen Wissen tödlich ist. Am 22. April 2004 wäre der Physiker 100 Jahre alt geworden. "Puh, ein Glück ist es vorbei. Er war an dem Punkt mich zu befragen", soll der Prüfer von Julius Robert Oppenheimer nach der mündlichen Doktorprüfung gesagt haben. Der große, dünne Mann mit dem nachdenklichen Gesichtsausdruck war ein Ausnahmewissenschaftler – nicht nur in seinem Fachgebiet, der Physik. Für einen Vortrag lernte er in acht Wochen Niederländisch. Bücher las er meist im Original.

Düsseldorf (rpo). Sein Name ist untrennbar mit der Atombombe verbunden: Robert Oppenheimer. Doch er steht genauso für das moralische Dilemma eines Wissenschaftlers, dessen Wissen tödlich ist. Am 22. April 2004 wäre der Physiker 100 Jahre alt geworden. <P>"Puh, ein Glück ist es vorbei. Er war an dem Punkt mich zu befragen", soll der Prüfer von Julius Robert Oppenheimer nach der mündlichen Doktorprüfung gesagt haben. Der große, dünne Mann mit dem nachdenklichen Gesichtsausdruck war ein Ausnahmewissenschaftler — nicht nur in seinem Fachgebiet, der Physik. Für einen Vortrag lernte er in acht Wochen Niederländisch. Bücher las er meist im Original.

Seine philosophische Bildung sollte ihm jedoch zum Verhängnis werden. Dabei verlief seine Karriere zunächst glänzend: Nach Gerüchten über eine gelungene Kernspaltung der Nazis verstärkten die Amerikaner ihre Atomwaffen-Forschung. Oppenheimer wird 1942 zum Leiter des so genannten "Manhattan Projekts" in Los Alamos berufen. Ziel war die Entwicklung der ersten Atombombe. Bald hatte er mehr als Dreitausend Leute unter sich.

Am 16. Juli 1945 war es soweit. Oppenheimer konnte die erste Explosion seiner Atombombe in der amerikanischen Wüste New Mexikos beobachten. Er ahnte, dass die Welt mit dieser Waffe nicht mehr dieselbe sein würde. Die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki sollten diese Einsicht auf schreckliche Weise bestätigen.

Nach dem Krieg stieg Oppenheimer zum Direktor des renommierten "Institute for Advanced Studies" in Princeton auf, an dem auch Einstein lehrt. Er wurde sogar in das Beratungsgremium der Kommission für Atomenergie berufen. Oppenheimer riet aus moralischen Gründen von der Entwicklung einer Wasserstoffbombe ab, die ein vielfaches der Vernichtungskraft der Atombombe von Hiroshima haben sollte. Angesichts der ersten russischen Atombombe 1949 sprach sich Präsident Harry Truman gegen Oppenheimers Rat für die Bombe aus.

Oppenheimers Haltung brachte ihm den Vorwurf mangelnden Patriotismus ein. In der antikommunistischen Hysterie der fünfziger Jahre wurde ihm Sympathie mit dem Kommunismus vorgeworfen. Obwohl er im Gegensatz zu seinem Bruder nie Mitglied der Kommunistischen Partei war und viele Freunde seine Loyalität mit der amerikanischen Regierung bestätigten, wurde Oppenheimer vom Vaterlandshelden zum Sicherheitsrisiko. Er verlor seine Stellung als Regierungsberater, behielt jedoch seine Professur in Princeton. Den Rest seines Lebens schrieb er fast ausschließlich über den Gewissenskonflikt zwischen Loyalität, Forscherehrgeiz und Furcht um den Fortbestand der Menschheit, in den er sich als bedeutender Wissenschaftler gestellt sah. Oppenheimer starb am 18. Februar 1967 an Kehlkopfkrebs.

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