Menschheitsgeschichte Ältestes Fossil eines Exemplars der Gattung Homo entdeckt

Die bisherigen Theorien zur Entstehung des Menschen müssen nach dem Fund eines nur acht Zentimeter langen Knochenstücks in Äthiopien überdacht werden.

 Die linke Unterkieferhälfte mit fünf Zähnen wird an ihrem Fundort in Äthiopien in die Hand genommen.

Die linke Unterkieferhälfte mit fünf Zähnen wird an ihrem Fundort in Äthiopien in die Hand genommen.

Foto: dpa, lof

US-Forscher stellten in dem US-Wissenschaftsblatt "Science" ein Stück eines Unterkiefers mit fünf Zähnen vor, das rund 2,8 Millionen Jahre alt ist und offenbar von einem Exemplar der Gattung Homo stammt, aus der auch der moderne Mensch, der Homo sapiens, hervorging. Demnach ist der Homo 400.000 Jahre älter als bislang anhand von Knochenfunden belegt werden konnte.

Das Unterkieferstück, das als LD 350-1 bezeichnet wird, ist das älteste vorliegende Fossil eines Vertreters der Gattung Homo. Damit sei das Knochenfragment ein wichtiges Bindeglied zwischen der affenähnlicheren Gattung Australopithecus afarensis und den ersten bisher nachgewiesenen Homo-Arten wie dem Homo erectus und dem Homo habilis, schrieben die Autoren der Studie. "Es ist das erste Fossil, das wir auf dem Zweig haben, der zu uns führt", erläutert der federführende Autor Brian Villmoare von der University of Nevada.

Das bekannteste Fossil des Australopithecus, das auch unter dem Namen "Lucy" bekannt, ist, wird auf ein Alter von 3,2 Millionen Jahren datiert. Diese Gattung ging zwar bereits aufrecht, weist aber ein kleineres Gehirn als Homo-Exemplare auf. Bislang waren vom Homo nur etwa 2,4 Millionen Jahre alte Fossile bekannt. Für die Entstehung der Homo-Gattung ist aber gerade der Zeitraum vor 2,5 bis drei Millionen Jahren von großem Interesse.

 Nach einem Knochenfund in Äthiopien im Jahr 2013 geht ein internationales Wissenschaftlerteam davon aus, dass Frühmenschen bereits vor 2,8 Millionen Jahren lebten.

Nach einem Knochenfund in Äthiopien im Jahr 2013 geht ein internationales Wissenschaftlerteam davon aus, dass Frühmenschen bereits vor 2,8 Millionen Jahren lebten.

Foto: dpa, lof

LD 350-1 wurde im Grabungsgebiet Ledi-Geraru in Äthiopien gefunden. Nicht weit davon entfernt war 1974 auch "Lucy" entdeckt worden. Eine ebenfalls am Mittwoch in "Science" vorgestellte Studie über die geologischen und klimatischen Bedingungen in dem Gebiet deutet auf einen Klimawandel vor 2,8 Millionen Jahren hin. Während "Lucy" wohl in einer Waldlandschaft lebte, bestand die Gegend vor 2,8 Millionen Jahren wegen stärkerer Trockenheit aus Savannen mit Büschen, in denen Bäume selten waren.

Mit dem Verschwinden der Wälder mussten sich große Affen wie "Lucy" offenbar ihrer Umwelt anpassen. Ihr Hirn wurde größer, so dass sie zur Herstellung von Werkzeugen fähig waren. Sie brauchten daher nicht mehr so starke Kieferknochen und große Zähne wie der Australopithecus, nehmen die Wissenschaftler an. Ob der nun entdeckte Kieferknochen von einer eigenen, bislang unbekannten Homo-Art stammt, können die Wissenschaftler allerdings nicht sagen.

(AFP)
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