Riesige Studie untersucht Meere Neue Tiere in der Volkszählung der Meere

London (RPO). In den Weltmeeren leben weit mehr Tiere als bisher bekannt: 20.000 unbekannte Meereslebewesen entdeckten Forscher bei der ersten großen "Volkszählung" in den Ozeanen, wie eine am Montag in London veröffentlichte Studie ergab. Aber die See bleibt ein Rätsel: Für über ein Fünftel des Lebensraums liegen trotz der 470-Millionen-Euro-Studie keine Erkenntnisse vor.

Wer lebt im Meer? Faszinierende Unterwasserwelt
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Insgesamt konnten die Forscher nach den neuesten Erkenntnissen eine geschätzte Zahl von fast 250.000 bekannten Tierarten in den Weltmeeren ausmachen, bisher lag diese Zahl bei 230.000. Dieser Wert könne - angesichts des noch riesigen, unerforschten Potenzials - aufgrund der bisherigen Erkenntnisse "auf mindestens eine Million" hochgerechnet werden. Aus ihren Millionen Proben aus den Gewässern konnten die Wissenschaftler nun bereits 6000 potenziell neue Arten identifizieren, von denen 1200 schon wissenschaftlich beschrieben wurden.

"Die Studie hat eine ungeahnte Artenfülle zu Tage gefördert", resümierten die etwa 2700 beteiligten Wissenschaftler aus mehr als 80 Ländern nach zehnjähriger Forschungarbeit. In allen untersuchten Lebensräumen seien Organismen entdeckt worden, "sogar dort, wo es sehr wenig Sauerstoff und Licht gibt", gaben die Wissenschaftler bekannt. Bis zu zehn Kilometer tief im Pazifischen Ozean wurden Untersuchungen vorgenommen. "In der Tiefsee fanden wir eine üppige Artenwelt trotz der extremen Bedingungen."

An der Studie waren 670 Institutionen beteiligt. Bei 540 Expeditionen und an rund 9000 Tagen im Meer gelangen fast 30 Millionen Beobachtungen von insgesamt 120.000 Arten. Die Zählung erbrachte unter anderem, dass 16.764 Fischarten bisher beschrieben, dass aber geschätzte 5000 weitere noch unentdeckt sind. Der Anteil der noch unbekannten Arten liegt demnach in Europa bei geschätzt zehn Prozent, in Südafrika bei 38 Prozent, in der Antarktis bei 39 bis 58 Prozent, in Japan bei 70 Prozent und in Australien bei 80 Prozent.

Mit Hilfe von Satelliten und weiteren technischen Hilfsmitteln kartierten die Forscher das Meeresleben und machten auch Angaben über die Wanderung von Arten. So konnten beispielsweise Bewegungen in Richtung schmelzender Eismassen festgestellt werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler bieten die Daten eine "Grundlage zur Untersuchung der Veränderungen in den Meeren durch den Klimawandel und durch menschliche Einflüsse" wie Ölkatastrophen.

Die Veröffentlichung erfolgt im Jahr der Biodiversität, das von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde. In zwei Wochen ab dem 18. Oktober findet in Nagoya in Japan ein Gipfeltreffen zur Biodiversität statt.

(AFP/csi)
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