Klimaforschung Meteorologen befürchten Wetterchaos für Deutschland

Frankfurt/Main (rpo). 2005 war für Klimaforscher ein Jahr der Rekorde - im negativen Sinne. Hurricans, aber auch Dürre und Überschwemmungen hielten die Welt in Atem. Doch diese Klimakatastrophen sollen nur ein Vorbote gewesen sein. Meteorologen befürchten auch heftige Wetterkapriolen für Deutschland.

Deutschlands Rolle im internationalen Klimaschutz
13 Bilder

Deutschlands Rolle im internationalen Klimaschutz

13 Bilder
Foto: AFP

Die Meteorologen sind für die kommenden Jahre pessimistisch gestimmt. "Die Wahrscheinlichkeit für überdurchschnittliche Aktivität tropischer Wirbelstürme ist sehr groß", sagt beispielsweise der Münchner-Rück-Experte Ernst Rauch.

Laut Rauch sind es vor allem zwei Gründe, die für die nahe Zukunft noch mehr Unwetter erwarten lassen. Zum einen befänden sich die Meeresströmungen seit 1995 in einer zyklischen Warmphase. "Diese natürliche Phase wird wohl noch anhalten", sagt er. Zum anderen sei das Wasser des Atlantiks derzeit nicht nur überdurchschnittlich warm, sondern auf einem historischen Rekordwert. Schuld daran sei "sehr wahrscheinlich die globale Klimaerwärmung", da sich die Lufttemperatur mit der Wassertemperatur koppele.

Auch für gemäßigtere Breiten wie in Deutschland sehen die Experten bei fortschreitender Erwärmung eine größere Unwetterwahrscheinlichkeit. "Je höher die Temperaturen im Sommer, desto leichter bilden sich Gewitter", sagt Rauch. Schon bei der Niederschlagsstatistik sei das als schleichender Prozess in den vergangenen Jahrzehnten abzulesen. Zwar ändert sich nicht die Menge, wohl aber die Verteilung: "Es regnet kürzer und heftiger", sagt Rauch.

Mit entsprechenden Folgen für die Schadensseite, wie der Versicherungsexperte weiß: Schließlich machten Extreme die Schäden. Zudem verlagerten sich die Niederschläge weg von den trockeneren und wärmeren Sommern hin zu den feuchteren und milderen Wintern. Die Schneefallgrenzen wanderten dementsprechend nach oben, zudem gebe es einen Rückgang der Gletscher, wie er so noch nie beobachtet worden sei, erläutert Rauch.

Entsprechend sei es unvermeidlich, dass die Versicherungsprämien weltweit nach oben gehen. Die Einnahmen müssen prozentual ebenso steigen wie die Schäden, sagt der Münchener-Rück-Experte.

Besser Vorhersagen bedeuten nicht weniger Schäden

Bei allen trüben Aussichten machen die Meteorologen wenigstens eine positive Anmerkung: Die Qualität der Vorhersage wird besser. Mittlerweile seien stabile Wetterberichte für 5 bis 7 Tagen möglich, betont Rauch, um das gleich wieder einzuschränken: "Auch die beste Vorhersage hilft nur eingeschränkt bei der Schadenvorsorge."

Denn die Prognosen beschränkten sich auf großräumigere Ereignisse und könnten nicht vorhersagen, welches Gebäude von einem Blitz getroffen wird. Und selbst wenn man wisse, dass ein Gewitter über das eigene Haus ziehe, seien die Reaktionsmöglichkeiten begrenzt.

"Was fehlt in der Reaktionskette, ist eine längerfristige Anpassung an Unwetter, also Baumaßnahmen." Neben besseren Wettervorhersagen müssten also vor allem Anpassungen etwa bei der Bauweise sowie Landnutzung und Hochwasserschutz erfolgen.

Manche Wetterphänomene werden den Experten zufolge vor allem Dank besserer Kommunikations- und Aufzeichnungsmittel häufiger in der Statistik auftauchen. Das sei vor allem bei Tornados der Fall, wie Friedrich erklärt. Der DWD will künftig in Deutschland mittels ehrenamtlicher Wettermelder mehr dieser aus den USA bekannten Stürme erfassen. 2005 konnte der Wetterdienst von mindestens 40 Tornado-Verdachtsfällen nur zwölf sicher bestätigen.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort