Düsseldorf Mars-Mission: die erste Bilanz der "Curiosity"

Düsseldorf · Das Montag beginnende jährliche Treffen der amerikanischen Geophysiker in San Francisco soll die große Bühne für die "Curiosity"-Mission der Nasa werden. Ihr Chef, John Grotzinger, hat sich bereits weit aus dem Fenster gelehnt, als er in einem Radio-Interview von Ergebnissen sprach, die "in die Geschichtsbücher eingehen werden". Diese Formulierung verstanden viele Amerikaner als Ankündigung, dass der Roboter nach drei Monaten bereits klare Spuren von Leben auf dem Mars gefunden habe.

Was immer die Nasa auch präsentieren wird: Von einer so herausragenden Entdeckung ist die "Curiosity" weit entfernt, ihr fehlt auch das geeignete wissenschaftliche Instrument für den Nachweis von Mikroben. Andere Mitarbeiter der Nasa haben Grotzingers Bemerkung schon eingeordnet: Vermutlich meine er die gesamte Mission, die in die Geschichtsbücher eingehen werde. Die Ergebnisse, die man vorstellen wolle, seien zwar "interessant", aber keinesfalls ein "Erdbeben", sagte ein Sprecher.

So darf man vermuten, dass die Nasa den Geo-Physikern einen umfangreichen Einblick in die Gesteinsanalysen und Bodenproben geben wird. Deren Fazit: Sie liefern das, was man erwarten muss, wenn es auf dem Mars jemals Flüsse mit Wasser gegeben hat. Manche Gesteine gleichen denen auf der Erde, von denen man weiß, dass sie unter Einwirkung von Wasser entstanden. Zudem hat die "Curiosity" wohl Hinweise auf organische (auf Kohlenstoff basierende) Substanzen gefunden, die allerdings im Weltall nicht ungewöhnlich sind. Bestehende Theorien werden untermauert, die Ergebnisse anderer Missionen bestätigt. Nicht mehr — aber auch nicht weniger.

Auch eine andere Hoffnung blieb jedoch unerfüllt: Die "Curiosity" konnte kein Methan in der Mars-Atmosphäre finden. Dieses Gas wäre ein mögliches Indiz für vergangenes Leben gewesen. Doch ein erstes positives Ergebnis erwies sich später bei Kontrollmessungen als falsch. "Wir sind froh, dass wir die Messung auf dem Mars überhaupt machen konnten", sagte ein Nasa-Sprecher und wollte nicht von einem Misserfolg sprechen .

Insgesamt liegt das Prestige-Projekt der US-Raumfahrt nach drei Monaten dennoch im Soll. Die "Curiosity" samt ihrer umfangreichen chemischen Analytik und der Roboterarm funktionieren einwandfrei und haben auch dem ersten mächtigen Mars-Sturm getrotzt. Die Navigation im Gale-Krater fällt dem Team der Nasa leichter als erwartet, die großen, einzeln angetriebenen Räder erweisen sich als großer Vorteil. Vermutlich wird der Roboter länger durchhalten als die zunächst geplanten zwei Jahre.

Die nie zuvor so umfangreich gesammelten Wetterdaten sorgen gar für Optimismus: Der Mars, so hat sein jüngster Besucher ermittelt, ist geeignet, dass Astronauten dort in Raumanzügen überleben könnten. Die sehr dünne Atmosphäre des Planeten bietet noch ausreichend Schutz gegen die gefährliche kosmische Strahlung. Die Planungen für eine bemannte Mars-Mission für 2030 können weitergehen — allerdings werden die Reisenden auf dem Weg durch den Weltraum einiges an Strahlung abbekommen. Wenn der nächste Sonnensturm ausbricht, soll die "Curiosity" nun messen, wie stark der Mars von dieser Strahlung getroffen wird.

(RP/csi)
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