Düsseldorf Männliche Nachtschwärmer leben sinnlicher als Frühaufsteher

Düsseldorf · Die inneren Uhren des Menschen können unterschiedlich ticken. Für die "Eulen" unter uns kann die Nacht gar nicht lang genug sein, während die "Lerchen" zwar früh aufstehen, es abends aber kaum schaffen, einen Spätfilm zu Ende zu gucken. Nun haben US-Forscher herausgefunden, dass mit den Chronotypen auch Persönlichkeitsmerkmale gekoppelt sind.

Ein Forscherteam von der University of Chicago befragte über 500 junge Männer und Frauen nicht nur nach ihren Schlafgewohnheiten, sondern entlockte ihnen auch Details zu ihrem Privat- und Liebesleben. Dabei stellte sich heraus, dass die Eulen extrovertierter sind und auch deutlich öfter Sex haben, ihre männlichen Exemplare berichteten in der Umfrage sogar über doppelt so viele Sexualkontakte wie die Lerchen. Außerdem wechseln sie häufiger den Sexualpartner. "Sie sind eher als Single oder in Kurzzeit-Beziehungen zu finden als die Frühaufsteher", erklärt Studienleiter Dario Maestripieri. Also ganz anders als in der freien Wildbahn, wo männliche und weibliche Eulenvögel gleichermaßen bekannt sind für ihre Monogamie.

Studienleiter Dario Maestripieri vermutet bei den Menschen einen evolutionären Hintergrund: "Das Merkmal des Eulentyps hat sich möglicherweise entwickelt, um kurzzeitige Paarbeziehungen - also sexuelle Kontakte außerhalb monogamer Verhältnisse - zu erleichtern." Denn Nachtschwärmerei war schon immer eine Erfolg versprechende Strategie in der Partnerwerbung: Wer in den späten Abendstunden noch aktiv war, traf am Lagerfeuer vor der Höhle eher auf Gleichgesinnte, die nicht mehr mit Arbeit oder Kinderhüten beschäftigt waren.

Mit einem Überhang von zehn und 20 Prozent gibt es mehr Männer als Frauen unter den Eulen. Was sicherlich damit zu tun hat, dass bei ihnen sexuelle Nachtschwärmerei und riskanter Lebensstil mehr toleriert werden. Es gibt aber auch eine physiologische Ursache. So betont Maestripieri, dass im männlichen Körper mehr Cortisol kursiert, und von diesem Nebennierenhormon ist bekannt, dass es den Stoffwechsel und damit auch die Bereitschaft zu Aktionen jenseits des Sonnenuntergangs fördert.

Dies würde auch bedeuten, dass Frauen unter Stress bei den Nachteulen deutlich aufholen könnten. Denn der erhöht bei ihnen den Cortisolpegel. Bei mehrfach belasteten Frauen, wie etwa bei berufstätigen Müttern, darf man also nicht unbedingt damit rechnen, dass sie am Abend ermattet ins Sofa sinken. Hormonell sind sie eher darauf geeicht, noch auf die Piste zu gehen.

(RP)
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