Düsseldorf Lass es sprießen!

Düsseldorf · Bücken, schneiden, jäten: Für einen schönen Garten muss man sich nicht unbedingt abrackern. "Entspannung pur" lautet die Devise beim sogenannten "Lazy Gardening".

Für einen schönen Garten muss man sich nicht unbedingt abrackern. "Entspannung pur" lautet die Devise beim sogenannten "Lazy Gardening".

Wer damit leben kann, dass Blumen aus der Reihe tanzen oder die Rasenkanten nicht penibel abgestochen sind, und es erträgt, wenn sich Wildpflanzen ausbreiten, der kann sich zurücklehnen. Was zählt, ist die innere Einstellung. Denn Gärten sind vom Menschen gestaltete Orte. Doch muss der Gärtner seinen Garten "im Griff" haben? "Jein", sagt der Schweizer Remo Vetter, einer der bekanntesten "Lazy Gardener". Er rät zu gezielter Verwilderung und etwas mehr Laissez-faire.

Unter "Lazy Gardening" versteht man, die Gartenarbeit entspannt anzugehen. Der Pflegeaufwand soll minimiert werden, so dass mehr Zeit dafür bleibt, das Grün und die Blumen zu genießen, anstatt sie ständig zu bändigen. Wer das will, sollte überlegen, wie sich viel (unnötige) Arbeit sparen lässt. Denn ein arbeitsarmer Garten muss gut geplant sein. Und er braucht, wie jeder Garten, viel Geduld. Schon bei der Gestaltung ist es wichtig, die richtige Balance zwischen geformter und wilder Natur zu finden. Das geht bei der Einteilung der Flächen los und hört bei der Auswahl der Pflanzen auf. Je größer der Nutzgartenanteil, desto mehr Arbeit, denn Gemüse und Kräuter sind pflegeintensiver als Rasenflächen und Staudenbeete. Man muss den Garten mit seinen Facetten planen und das konsequent verfolgen, das gilt auch, wenn man ihn "verwildern" lassen will.

Zunächst mal muss sich der Gärtner darüber klar werden, welche Art von Garten er möchte: Sind frische Kräuter und Salat wichtig, oder kann man darauf verzichten? Geht es einem vor allem um die Blütenpracht? Sollen Obstbäume und Beerensträucher dabei sein? Von allem etwas? Was pflanze ich wo? Die Auswahl der richtigen Pflanzen ist die Basis für lässiges Gärtnern. Robuste Sorten, gesunde und kräftige Jungpflanzen, langlebige und widerstandsfähige Gewächse müssen ausgewählt werden. Pflanzen, die sich im heimischen Klima wohlfühlen, kommen zuverlässig besser zurecht und sind allein schon deshalb pflegeleichter.

Langjährige Gewächse erfordern weniger Aufmerksamkeit als Versuche mit exotischen Pflanzen wie Maracuja und Avocado. Winterharte Stauden wie Phlox und Taglilien kommen in unseren Breiten besser mit dem Wetter zurecht und machen weniger Arbeit. Bei den Bäumen und Sträuchern sind Sorten zu bevorzugen, die ohne regelmäßigen Schnitt am besten wachsen, etwa japanischer Zierahorn, immergrüner Schneeball oder viele Magnoliensorten.

Bei den Bäumen und Sträuchern sind diejenigen Favoriten, die ohne regelmäßigen Schnitt in Form bleiben. Kugeltrompetenbaum, Kugelahorn, Obst-Spindelbäume sind nur einige Beispiele. Am besten so wenig Bäume und Hecken wie möglich. Denn die brauchen viel Pflege und müssen regelmäßig geschnitten werden, vor allem wenn sie zum Nachbarn oder auf den Gehweg wachsen.

Statt Bäumen empfiehlt Vetter lieber, pflegeleichte mehrjährige Stauden, kleine Hölzer und Wildkräuter zu pflanzen. Ebenso lässt sich meist auf einen klassischen Rasen verzichten. Der sieht zwar adrett aus, ist aber aufwendig. In seinem Beitrag "Blumengärten für intelligente Faule" schrieb Gärtner und Staudenzüchter Karl Foerster (1874-1970) bereits 1925: "Ein wahrer Moloch an Zeit- und Geldverbrauch ist in vielen Fällen die Schaffung und Erhaltung eines schönen Rasens."

Wer Düngen, Vertikutieren und regelmäßiges Mähen als Zeitfresser empfindet, der kann auf eine schöne Blumenwiese umsteigen. Wichtig ist generell, dass kein zu hoher Wasserbedarf entsteht, nur so spart man im Sommer das lästige Gießkannenschleppen. Bodendecker oder Mulch halten den Boden feucht, sind ein bewährtes Mittel gegen die Verbreitung von Unkraut und fördern die Entwicklung von Mikroorganismen.

Nach den Prinzipien des Lazy Gardenings wird wenig gedüngt und bewässert. Nicht aus Faulheit, sondern weil das in unseren Breitengraden die meiste Zeit eigentlich nicht nötig ist. Bekommt der Rasen nicht wöchentlich eine Vollrasur, dann trocknet er weniger schnell aus. Und wenn er durch eine Blumenwiese ersetzt wird, sieht das nicht nur schön aus, sondern zieht auch mehr Insekten an.

Passen Pflanze und Standort gut zusammen, gedeiht sie fast von selbst. Durch gute Kombinationen lässt sich überflüssige Pflegearbeit einsparen. Auf dem Gemüsebeet erleichtern entsprechend Mischkulturen, die Einhaltung der Fruchtfolge, Gründüngung oder die Verwertung von Ernteresten für die Flächenkompostierung die Arbeit. Als Faustregel gilt: je magerer der Boden, desto artenreicher der Garten. Am besten viel Sand oder feinen Kies in den Boden einbringen.

Bei Blütenpflanzen sollte man darauf achten, dass sie offene Blüten mit gut sichtbaren Staubblättern haben und somit Insekten viel Nahrung bieten. Heimische Pflanzen und heimische Tierwelt sind optimal aufeinander abgestimmt. Wer heimische Wildpflanzen in seinen Garten holt, lockt auch Schmetterlinge, Wildbienen, Vögel und andere Tiere an.

(dh)
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