Aachen Kunst aus kaiserlichen Werkstätten

Aachen · Die Stadt Aachen erweist sich als authentischer Ort für die Jubiläumsschau im 1200. Todesjahr Karls des Großen. Bundespräsident Gauck ist 2014 Schirmherr.

Aachen: Kunst aus kaiserlichen Werkstätten
Foto: Andreas Herrmann/Stadt Aachen

Zwei historische Daten stehen im Jahr 2014 auf dem Plan der Ausstellungsmacher: der Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren und das 1200. Todesjahr von Karl dem Großen. Letzteres ein Datum, zu dem mehrere Städte Ausstellungsprojekte planen, unter denen sich Aachen mit Dom, Kaiserthron und dem Schrein als authentischster Ort für einen großen historischen Aufschlag anbietet. So will die Kaiserstadt im kommenden Jahr auch die kostbarsten Stücke aus den Kunstwerkstätten des Frankenherrschers unter unterschiedlichen Blickwinkeln an drei Orten zeigen. Schirmherr des Projekts "Karl Charlemagne der Große" ist Bundespräsident Joachim Gauck, der zur Eröffnung (19. Juni) anreist.

Im Krönungssaal zu Aachen wird alljährlich der Internationale Karlspreis verliehen, 2014 werden dort die "Orte der Macht" inszeniert. Das Spannende daran: Man verharrt oder erstarrt nicht in der Historie, sondern schlägt Bögen zu den virtuellen Orten der Macht in unserer Zeit. Die berühmten Rethel-Fresken erzählen bildreich ihre eigenen Geschichten — als Zugabe.

Es gibt einen weiteren wichtigen Aspekt, der die Ausstellungsmacher bei der Dramaturgie geleitet hat: "Nicht der materielle Wert ist entscheidend für unsere Auswahl", sagt Georg Minkenberg, der Leiter der Domschatzkammer. "Wir stellen Stücke aus, die Geschichten erzählen, oft genug sind es Geschichten des Verlusts infolge von politischen Unruhen. Und das ist der eigentliche Wert, dem wir nachspüren."

In dem neu gebauten "Centre Charlemagne" werden 30 erlesene Meisterwerke aus der Blütezeit der Hofschule Karls des Großen wieder vereint, die zum Teil weit in Europa verstreut wurden: Handschriften, Elfenbeinschnitzereien und Goldschmiedearbeiten, datiert vom späten 8. Jahrhundert bis etwa 830. Unter den Exponaten befinden sich auch die kostbaren Buchdeckel des Lorscher Evangeliars, eine der berühmtesten karolingischen Bilderhandschriften, deren Einzelteile an verschiedenen Orten heute zu Hause sind. In London wurde der eine Einband angefragt, der rückseitige im Vatikan — beide werden sonst kaum jemals ausgeliehen.

"Verlorene Schätze" stellt die Domschatzkammer aus, rund 70 sakrale Kostbarkeiten aus der Zeit vom 9. bis 16. Jahrhundert, die einst zum Kirchenschatz Karls des Großen gehörten und aus seinem Grab stammen sollen. Erfahrbar wird durch diese Zusammenstellung auch die heute nicht mehr präsente europäische Dimension der Domgeschichte: Was bedeutete Karl der Große für Napoleon? Warum betrachtet sich der Staat Österreich als Eigentümer der Aachener Stücke der Reichsinsignien?

Karl der Große (742-814) gilt als erster Einiger Europas. Er machte seine Lieblingspfalz Aachen um 800 zum Mittelpunkt seines europäischen Reiches — zum "zweiten Rom". Hier baute er seine zentrale Residenz mit der Pfalzkapelle, dem Kernbau des heutigen Aachener Doms. Er starb am 28. Januar 814 in Aachen. "Ein Bild Karls des Großen in dieser Komplexität hat es bisher noch nicht gegeben", stellt Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) fest. Und Kulturdezernent Wolfgang Rombey (SPD) verrät die Botschaft, die den Kuratoren vorschwebt: "Aachen und Europa ist Thema. Karl hat sein Reich mit dem Schwert erobert, aber hat auch die internationale Intelligenz an seinen Hof geholt. Denn er wusste: ,Aus dem Wissen kommt das Können'." Wenn Europa heute "in Vielfalt geeint" da stehe, so Rombey, dann weise das auf Karl den Großen zurück.

(RP/das)
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